Valencia – Die vergangenen Wochen waren hektisch und anstrengend, das Schlafbedürfnis ist groß. Rasch ein kleines Nickerchen, und das Auto zum Zielort fahren lassen. Diesem Szenario stehen zwei Punkte entgegen: Erstens geht das selbst mit Level drei noch nicht, jener Stufe beim autonomen Fahren, die der Audi A8 erstmals erreicht – erst ab Stufe vier nach Wiener Konvention rücken wir in den Nahbereich. Und zweitens ist der Gesetzgeber die Haupthürde.

Der neue Audi A8, das bedeutet 5,17 Meter Luxuslimousine – 5,30 sind es gar in der Langversion.
Foto: Audi

Die Ankündigung des Herstellers, "ab 2018 pilotierte Fahrfunktionen wie Parkpilot, Garagenpilot und Staupilot (bis 60 km/h) sukzessive in Serie" zu bringen, deutet an, dass es legistisch doch noch einiges zu meistern gilt. In Österreich ist wohl damit zu rechnen, dass erst nach den Wahlen Bewegung in den Amtsschimmel kommt. Bis dahin: bitte warten. Überhaupt werden die ersten Autonomiebestrebungen des A8 auch in Deutschland erst Mitte 2018 umgesetzt, der Garagenpilot macht den Auftakt.

Daten- statt Kernfusion

Möglich wird der technologische Sprung durch ein zentrales Fahrerassistenzsteuergerät. Es fasst alle Daten, die von Frontkamera, Radar-, Ultraschallsensoren und – Weltneuheit! – Laserscanner zusammen und zieht daraus in Echtzeit seine Schlüsse. Datenfusion, sagt Audi – und "AI" (nicht Amnesty International; das geht eher in Richtung artifizielle Intelligenz, noch besser: Audi-Intelligenz). Eins dieser AIs ist ein Kreuzungsassistent. Er erkennt querende Fahrzeuge. Vorsprung durch Technik? Vorfahrt durch Technik!

Anstatt Vollalukarosserie setzt Audi erstmals auf ausgeklügelten Materialmix.
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Zum Antriebskapitel. Los geht es mit zwei V6-Maschinen, einem Diesel mit 286 und einem Otto mit 340 PS, beide geradezu vorbildlich sparsam für so ein Trumm Luxuslimo. Möglich machen das auch der Riemenstartergenerator und das 48-Volt-Hauptbordnetz, das beim Bremsen eine Rekuperationsleistung von bis 12 kW erbringt. Wer bremst, gewinnt. Zügig folgen die noch standesgemäßeren Motoren bis hin zum W12 (585 PS) und, als Ökomusterknabe, ein Plug-in-Hybrid mit 449 PS.

Die zweite Reihe.
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Und jetzt abgesehen von diesem fast schon Technikoverkill, vom Heck, das via Leuchtenband signalisiert, ob der A8 gerade startet oder stoppt, bis hin zum 10,1-Zoll-Touch-Display in Black-Panel-Technologie, das erst beim Reinsetzen zum Leben erwacht und wo man zwei Leben braucht, um alle Funktionen durchzuprobieren, ist es einfach ganz, ganz großer Genuss, wie der A8 sich fährt.

Was wir hier sehen, nennt sich Staupilot – und damit ist erkennbar nicht der Bursche am Steuer gemeint, sondern der autonome.
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Da erreicht der Chef-Ingolstädter ein Niveau, bei dem mitzuhalten sich selbst S-Klasse und 7er schwertun. Einerseits eine Folge der Allradlenkung, andererseits die eines neuartigen, elektromechanischen Aktivfahrwerks, das sämtliche Wankbewegungen beim Beschleunigen, Bremsen und in Kurven eliminiert. Einfach so. Die vermögenstechnisch potente globale Klientel wird entzückt sein. Der Rest wird vielleicht schimpfen auf Bonzenlimo. Aber das ist ein anderes Kapitel. Und falls Sie noch ein Knopferl suchen in dieser heilen neuen Tatsch-und-wisch-und-her-und-weg-Bedienwelt, die man am besten über die effektive Spracheingabe umgeht – eines gibt es noch: den Lautstärkeregler.

Level M

Sollten Sie jetzt noch Lust auf ein kleines Nickerchen verspüren, kein Problem. Hinten Platz nehmen und den Chauffeur ans Ruder lassen. Den leibhaftigen, nicht den digitalen. Level M, wie Mensch. (Andreas Stockinger, 13.10.2017)

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