François Villon, "Das große Testament". € 11,30 / 138 min. Der Audio-Verlag, Berlin 2017

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So überschaubar wenig über den 1431 geborenen François Villon bekannt ist – nicht einmal sein genaues Todesjahr weiß man, nach 1463 gibt es keine sicheren Quellen mehr über ihn -, so beliebt ist noch immer seine große gereimte Lebensbeichte, das Langgedicht Das große Testament.

Das über die Jahrhunderte Verve behalten hat, lehrreich, ehrlich, berührend und eine reuige Apologie des studierten Vagabunden ist. Der Schauspieler Rolf Boysen (1920-2014), der am Ende seines Lebens, war eine Lesung mit ihm angekündigt, ganz gleich ob Kleist, Gogol oder Golo Mann, große Theater füllte, las im Jahr 1993 für den NDR die Übersetzung des Schweizers Walter Widmer ein, die dieser 1949 herausbrachte.

Nun ist diese Eindeutschung des Vaters des Romanciers Urs Widmer einerseits melodisch und lesbar, verändert aber die vierhebigen und achtsilbigen Verse fast durchgehend in sechshebige. Doch Boysen gleicht dies aus mit seiner stimmigen, knorrigen Stimme und einer virtuos-knurrigen Artikulation, wodurch das wohl 1462 abgeschlossene Poem ganz gegenwärtig klingt. (Alexander Kluy, Album, 13.10.2017)