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Jürgen Klopp: "Wir lassen zu viel zu, daran gibt es keinen Zweifel."

Foto: Reuters/Recine

Manchester/Liverpool – Jürgen Klopp kann Zuspruch gut gebrauchen im Moment, deshalb hat er sich vermutlich gefreut über die Worte von Kenny Dalglish. "Er ist perfekt für den Klub – und der Klub ist perfekt für ihn", sagte die Spieler- und Trainerlegende des FC Liverpool der "Daily Mail" über den seit zwei Jahren amtierenden Coach.

Solche Worte sind nicht selbstverständlich: Klopp steht in der Kritik. Nach sieben Spieltagen ist sein Team in der Premier League nur Siebenter und hat in den vergangenen sieben Pflichtspielen in Liga, Champions League und Ligapokal nur einen Sieg geholt. Bei einer Niederlage gegen den ungeschlagenen Erzrivalen Manchester United von José Mourinho am Samstag (13.30 Uhr, Dazn) an der Anfield Road hätte es zehn Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze. Die Träume vom Titel wären früh dahin.

Anfällige Defensive

Liverpool ist zudem von Personalsorgen geplagt. Angreifer Sadio Mane, in fünf Ligaspielen schon mit drei Toren, erlitt beim Länderspieleinsatz für den Senegal eine Muskelverletzung und wird bis zu sechs Wochen fehlen. Die echten Probleme liegen aber in der Abwehr. Die Mannschaft hat in der Premier League schon zwölf Tore kassiert.

Nur zwei Klubs sind anfälliger: West Ham United und der Tabellenletzte Crystal Palace. "Wir lassen zu viel zu, daran gibt es keinen Zweifel", sagte Klopp neulich – und wies die Schuld von sich: "Ich weiß nicht alles über Fußball, aber ich könnte in zwei Stunden ein Buch darüber schreiben, welchen Raum wir verteidigen müssen, warum, wann und wo wir sein müssen, wann wir rausrücken müssen." Er weiß, wie es geht, doch die Spieler setzen es nicht um – das war die Botschaft.

Nur Pech?

Klopps Fürsprecher Dalglish glaubt, dass es sich bei Liverpools Abwehrproblemen um Pech handelt. Ein grundsätzliches Problem sieht er nicht. "In der Abwehr hat jede Mannschaft eine Phase, in der sie Tore kassiert und nicht erklären kann, woran das liegt. Ich denke nicht, dass das so weitergehen wird", sagt er. Seiner Meinung nach ist Klopp mit seiner Herangehensweise ideal für den Verein. "Wir haben ihn verpflichtet, weil er ist, wie er ist. Seine Philosophie ist Angriffsfußball. Das passt zu den Leuten in Liverpool."

Mourinho sieht dem Duell betont gelassen entgegen. "Es geht nur um drei Punkte, nicht um vier. Ein Spiel, ein Ergebnis – das ändert überhaupt nichts", sagt er. Allerdings muss United versuchen, mit Stadtrivale City Schritt zu halten.

Beide Teams haben noch kein Spiel verloren und einen komfortablen Vorsprung auf die Konkurrenz. City liegt nur dank der besseren Tordifferenz an der Tabellenspitze. Im Gegensatz zu der Mannschaft von Pep Guardiola hat Mourinhos Team noch gegen keinen der Großen gespielt. Die Partie in Liverpool wird zeigen, ob der starke Start nur dem einfachen Auftaktprogramm geschuldet war oder ob United in der zweiten Saison unter Mourinho tatsächlich besser ist als noch in der ersten und echte Chancen auf den Titel hat. (sid, 13.10.2017)