Im Umfeld der erneuerbaren Energien haben sich in Österreich viele kleine bis mittelständische Unternehmen etabliert, die in ihrer Nische zum Teil Weltmarktführer sind. Ohne funktionierenden Heimmarkt sei aber auch das Exportgeschäft kaum möglich, sagen viele.

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Wien – An und für sich müsste die Beschäftigung mit erneuerbaren Energien ein Selbstläufer sein. Spätestens seit der in Deutschland ausgerufenen Energiewende, die eine Systemumstellung von fossil auf erneuerbar beinhaltet, sowie den Klimabeschlüssen von Paris aus dem Jahr 2015 ist der Entwicklungspfad auch in Österreich vorgezeichnet. Dennoch bangt die Branche um ihre Zukunft. "Weil die mittel- bis langfristige Planbarkeit fehlt", wie Branchenvertreter dem STANDARD sagen.

Argument der Regierungsparteien SPÖ und ÖVP war lange Zeit, keine gesetzlichen Schnellschüsse zu machen, da man ohnehin eine integrierte Klima- und Energiestrategie in Ausarbeitung habe. Wegen der vorzeitigen Neuwahlen liegt dieses Projekt wieder auf Eis.

Wenig Grund für Optimismus

"Was inhaltlich bisher durchgesickert ist, stimmt uns wenig optimistisch", sagte der Präsident des Dachverbands Erneuerbare Energie Österreich, Peter Püspök, bei der Präsentation einer Marktstatistik zur Entwicklung von Energie aus Wind, Sonne und Biomasse am Freitag. Es sei darin vielmehr die Handschrift der Sozialpartner zu erkennen, die jedwede Dynamik bremsten. Die Klima- und Energiestrategie müsse von einer neuen Regierung "auf jeden Fall überarbeitet werden, am besten unter Beiziehung internationaler Experten".

Trendkurve zeigt nach unten

Bis auf die Photovoltaik, die in Österreich nicht zuletzt wegen des Trends zu verstärktem Selbstverbrauch des produzierten Stroms anstelle der kaum mehr rentablen Einspeisung ins Netz leichte Zuwächse verzeichnet, gab es in so gut wie allen anderen Formen erneuerbarer Energie 2016 eine Stagnation oder sogar verminderten Zubau gegenüber den Jahren davor. Das zeigt die jüngste Marktstatistik, die Peter Biermayr von der TU Wien in Zusammenarbeit mit vier anderen Organisationen für das Infrastrukturministerium erstellt hat. Fazit Biermayrs: "Die aktuelle Marktentwicklung ist zur Erreichung der Ziele 2020, 2030, 2050 nicht ausreichend."

Fehlende Referenzprojekte

Unternehmen wie Herz Energietechnik, IBC Solar und Bachmann Electronic wiesen in einem Pressegespräch am Freitag auf die Wichtigkeit des Heimmarktes hin. Man müsse Referenzprojekte in Österreich vorweisen können, um international zu punkten. Fehlende Aufträge könnten mittel- bis längerfristig dazu führen, dass "Kernwissen" verlorengeht. (Günther Strobl, 13.10.2017)