Den Haag – Europol warnt in einem aktuellen Bericht vor für Flüchtlinge lebensgefährlichen neuen Methoden von Schleppern. Menschen werden beispielsweise in Motorräumen von Lastwagen über Grenzen gebracht, berichtete die europäische Polizeiagentur am Freitag. In einem Fall haben Asylsuchende demnach für einen solchen Transport von der Türkei nach Österreich rund 7.000 Euro gezahlt.

Die meiste Zeit der Fahrt verbringen die Flüchtlinge beim Schlepper, erläuterte Europol. Erst kurz vor einem Grenzübertritt müssen sich die Personen auf diese Weise verstecken. Die Menschen liegen dann zwischen Motor und Motorhaube des Fahrzeugs. Diese Methode sei lebensgefährlich.

Neue Route über Schwarzes Meer

Weitere neu entdeckte Trends bei Schlepperaktivitäten sind eine Route über das Schwarze Meer – meist von der Türkei nach Rumänien – sowie eine steigende Zahl von Flüchtlingsankünften über das westliche Mittelmeer. Für Überfahrten von der Türkei nach Italien werden vermehrt unverdächtige Boote wie Segeljachten eingesetzt. Außerdem ist die EU eine beliebte Transitregion für Menschen geworden, die die USA und Kanada erreichen wollen.

Auch in luftdichten Containern und Kleintransportern werden weiterhin Personen transportiert. Die am häufigsten entdeckte Methode ist nach wie vor die Schleppung in Lastwagen oder Vans. Überfüllung, Mangel an Atemluft und hohe Fahrtgeschwindigkeiten seien nur einige der Gefahren dabei. "Flüchtlingsschleppungen sind ein großes und gefährliches Geschäft in Europa geworden", sagte Europol-Direktor Rob Wainwright. Angesichts des erhöhten Drucks der Ermittlungsbehörden würden kriminelle Organisationen zu extremen Taktiken wechseln, oft mit lebensbedrohlichen Konsequenzen.

UN-Kritik an Libyen

Beim ersten Besuch eines UN-Hochkommissars für Menschenrechte in Libyen seit fast 40 Jahren hat Amtsinhaber Seid Rad al-Hussein indes die Regierung für den Umgang mit Flüchtlingen scharf kritisiert. Die Herausforderungen seien massiv, flächendeckend sei das Justizsystem fast vollständig zusammengebrochen, sagte Hussein nach seiner Reise am Donnerstagabend.

Die von den UN unterstützte Regierung könne und solle die Führung übernehmen und müsse vor allem andere Lösungen als willkürliche Verhaftungen finden. Nach dem Sturz von Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 ist Libyen im Bürgerkriegschaos versunken. Drei Regierungen und unzählige Milizen kämpfen um die Macht. Die international anerkannte Regierung von Ministerpräsident Fayez al-Sarraj hat kaum Kontrolle über die Hauptstadt Tripolis hinaus. Libyen ist Hauptausgangspunkt vieler Menschen bei dem Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu kommen. Husseins Besuch war nach dessen Angaben der erste offizielle Besuch eines UN-Hochkommissars seit Gaddafis Machtübernahme im Jahr 1979. (APA, red, 13.10.2017)