ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz.

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Die Konfrontationen und ihre Quoten.

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Wien – ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat am Freitag eine zufriedene Bilanz über die TV-Sonderformate des ORF zur Wahl gezogen. "Was viele Beobachter befürchtet haben – dass durch eine Inflation von Diskussionen das Zuschauerinteresse abnimmt –, ist nicht eingetreten, im Gegenteil", sagte er im APA-Interview. Der "bewusst journalistische Ansatz" der ORF-Sendungen habe sich bewährt.

Damit spielte Wrabetz auf Gestaltungselemente in den Duellen der privaten Konkurrenz an: "Bierkrüge, Geschenke, johlendes Publikum", darauf habe der ORF verzichtet. "Der klassische öffentlich-rechtliche Journalismus ist in solchen Wahlkampfzeiten von ganz besonderer Bedeutung." Zugleich zollte er den Redaktionen und den Moderatoren Claudia Reiterer und Tarek Leitner Lob für die "sehr gute journalistische Leistung".

Quoten: Beste Elefantenrunde seit dem Jahr 2006

Die Zuseher hätten dies honoriert: Nicht nur die "Elefantenrunde" am Donnerstag habe mit im Schnitt 1,2 Millionen Zuschauern für den Rekordwert seit 2006 gesorgt – siehe Quoten in der Grafik links. Generell habe man das größte Vorwahl-Publikum in der ORF-Geschichte erreicht. Was Wrabetz, im ORF-Direktorium letztverantwortlich für die Information, naturgemäß besonders wichtig ist: 48 Prozent aller Österreicher, die sich zumindest eine TV-Konfrontation angeschaut haben, seien ORF-"Exklusivseher" gewesen, das heißt, hätten ausschließlich ORF-Duelle gesehen. Und während der ORF 54 Prozent der Wahlberichterstattung im heimischen Fernsehen insgesamt bestritten habe, hätten dieses Angebot rund drei Viertel der Österreicher genutzt.

Wettrennen mit den Privaten

Wobei für Wrabetz "natürlich nichts dagegen spricht", dass die Privatsender Wahlkampfberichterstattung betreiben, wie er betont – wiewohl er Puls 4 gern unter anderem vorwirft, die "Sommergespräche" schlicht "kopiert" zu haben. Kürzlich sagte Wrabetz der "Kronen Zeitung" in einem Interview: "Mir tun die Politiker manchmal schon etwas Leid. Sie begegnen einander dauernd auf Sendung, und sehr häufig bei Privat-TV-Formaten, die bis hin zum Titel kopiert wurden, die eigentlich seit Jahrzehnten ORF-Formate sind. Sie diskutieren sogar stundenlang im TV vor 15.000 Leuten. Und das, obwohl sich die Menschen, wenn es ums Fernsehen geht, überwiegend im ORF, und wenn es um Print geht, überwiegend in der 'Kronen Zeitung' informieren. Da hat sich trotz des digitalen Wandels nicht viel verändert."

"Gut, wenn Alternativen geboten werden"

Die Unstimmigkeiten rund um die Kandidatenrunden am Wahlsonntag will Wrabetz nicht überbewerten: "Kein Grund zur Aufregung" sei die Tatsache, dass der ORF die große Runde um 19.55 Uhr – "extra vorverlegt", betont der Generaldirektor – zeigt und eine private Allianz schon um 20.15 mit den selben Personen auf Sendung gehen will. Dem ORF hätten die Parteien zugesagt, "dass sie kommen, so ist es besprochen", und es sei "nicht sinnvoll, dass sie nach 20 Minuten schon wieder gehen", hält er zugleich fest. Dass solche Aktionen den von ihm angestrebten "Schulterschluss" aller österreichischen Medienplayer einen Strich durch die Rechnung machen, glaubt er nicht. "Das heißt ja nicht, dass man alles zusammen machen muss. Es ist gut, wenn Alternativen geboten werden."

Verzichten kann der ORF auf die Auftritte der Parteispitzen freilich nicht. Erst unlängst wurde bekannt, wie man in der SPÖ Ende 2016 eine Art ORF-Boykott plante, als Reaktion auf nach Ansicht der Partei unbotmäßige Berichterstattung. Wrabetz sieht aber keine Gefahr der Erpressbarkeit, sagte er auf eine entsprechende Frage: "Hier zählen die Zahlen. Wichtig für eine Partei ist es, ein breites Publikum zu erreichen. Und das tut sie im ORF."

"Nationalraten" als Vorbild

Auch mit dem Talk-Quiz "Nationalraten" zeigte sich Wrabetz zufrieden: "Mit rund 400.000 Zuschauern hat das gut funktioniert." Wobei nur ÖVP-Chef Sebastian Kurz mit 396.000 auf diese Zuseherzahl kam, Ulrike Lunacek von den Grünen sahen etwa nur gut 200.000.

Das Format könnte dennoch Blaupause für eine neue Sendung auf ORF 1 werden: "Wir wollen dort ja Talk und Information ausbauen, das wäre eine Möglichkeit." Die Urlaubscausa Leitner – Kern schließlich hat sich für den ORF-General schon lange erledigt: Die Konfrontationen und auch die Elefantenrunde gestern hätten nur bestätigt, wie professionell "ZiB"-Moderator Leitner seinen Job mache. (APA, red, 13.10.2017)