EISNER: Sie bleiben also dabei, dass Sie von Silbersteins Vorgehen nichts gewusst haben?
NIEDERMÜHLBICHLER (nickt): Die Zusammenarbeit war längst beendet.
EISNER: Dennoch hat er offenbar weitergemacht. Behauptet jedenfalls Pöchhacker. Auch Fußi war angeblich informiert. Aber Sie wollen nichts davon gewusst haben?
NIEDERMÜHLBICHLER: Das war der Grund für meinen Rücktritt.
EISNER: Hatten Sie danach noch Kontakt zu Pöchhacker? Hat Silberstein – (Die Tür wird geöffnet. Majorin Fellner erscheint.)
FELLNER: Moritz, kommst du? Die Journalisten warten. (Schnitt. Ein anderer Verhörraum. Eisner, Fellner, zwei Journalisten.)
ERSTER JOURNALIST: Die Information ist uns zugespielt worden! Das haben wir doch alles schon Ihren Kollegen erzählt!
FELLNER: Zugespielt, soso. Von wem?
ZWEITER JOURNALIST: Die betreffende Person will anonym bleiben. Auch das haben wir Ihren Kollegen bereits gesagt.
EISNER (springt auf, wütend): Ach, will anonym bleiben! Gut! Dann werdet ihr auch anonym bleiben! Und zwar bis –
FELLNER (beschwichtigend): Moritz, bitte ...!
(Die Tür wird geöffnet. Oberst Rauter erscheint.)
RAUTER: Matznetter ist jetzt bereit zu einer Aussage.
(Schnitt. Ein anderer Verhörraum. Eisner, Rauter, Matznetter.)
RAUTER: Nachdem Niedermühlbichler aus dem Spiel war, wie hat Kern reagiert?
MATZNETTER: Kern war entsetzt. Er hatte ja nichts gewusst. Die Verantwortung lag bei Silberstein. Niedermühlbichler allerdings dürfte durch Fußi informiert gewesen sein. (Die Tür wird geöffnet. Fellner erscheint.)
FELLNER: Moritz, du musst kommen. Kern will aussagen.
(Schnitt. Ein anderer Verhörraum. Eisner, Fellner, Kern.)
KERN: Ich habe nichts gewusst.
EISNER: Silberstein ist also eigenmächtig vorgegangen?
KERN: Natürlich. Allerdings hat mir Puller anvertraut, Kurz habe ihm Geld geboten, wenn er Pöchhacker dazu bringt, ihm Informationen aus der Zentrale zuzuspielen.
EISNER: Wo hält sich Puller momentan auf?
KERN: Das weiß – (Die Tür wird geöffnet. Rauter erscheint.)
RAUTER: Bibi, ich brauche dich. Puller hat sich gestellt.
(Schnitt. Ein anderer Verhörraum. Fellner. Puller.)
FELLNER: In meinen Unterlagen steht, Sie haben früher für Strolz gearbeitet.
PULLER: Jetzt arbeite ich für Kern.
FELLNER: Und Sie behaupten, Kurz habe Ihnen Geld ge- – (Die Tür wird geöffnet. Eisner erscheint.)
EISNER: Bibi? Komm!
FELLNER (lautes Flüstern): Bist du verrückt? Ich bin kurz davor – EISNER (zynisch): Kurz davor, richtig. Kurz und sein Anwalt warten nebenan. (Schnitt. Anderer Verhörraum. Eisner, Fellner, Kurz, Anwalt.)
FELLNER: Puller behauptet, Sie hätten –
KURZ: Ich kenne keinen Puller. Aber ich kenne Kern. Kern lügt.
EISNER: Sagt Ihnen der Name Fußi etwas? Der Name Silberstein?
ANWALT (zu Kurz): Darauf musst du nicht antworten.
(Die Tür wird geöffnet. Rauter erscheint.)
RAUTER: Moritz? Pöchhacker ist gefasst worden.
EISNER: Gut, gehen wir. (Sie verlassen den Verhörraum. Auf dem Korridor der Kriminalassistent Schimpf und eine junge Frau.)
SCHIMPF: Gut, dass ihr kommt! Pöchhacker ist geflohen. Aber diese junge Dame will eine Aussage machen. Es geht um Fußi.
(Schnitt. Ein anderer Verhörraum. Eisner. Die junge Frau.)
EISNER: Wie heißen Sie?
DIE JUNGE FRAU: Ich will anonym bleiben. Nur unter dieser Bedingung werde ich –
EISNER: Bedaure, aber – (Die Tür wird geöffnet. Fellner erscheint.)
FELLNER: Moritz? Silberstein will endlich auspacken.
(Schnitt. Ein anderer Verhörraum. Eisner. Fellner. Silberstein.)
SILBERSTEIN: Ich – (Die Tür wird geöffnet. Rauter erscheint.)
RAUTER: Bibi. Moritz. Der Justizminister erwartet uns in meinem Büro. (Usw., bis Uli Brée in den Ruhestand tritt.)
Material: "Die Affäre Silberstein", Falter 40/2017 (Antonio Fian, 13.10.2017)