Wilhelm Jordan (Elias Popp) und Astrid Frühwein (Emma Jane) bei einer Demo nach dem Tod von Holger Meins.

Foto: SWR/Sabine Hackenberg

Dass jemand eine Leiche im Kofferraum hat – kann schon mal vorkommen. Allerdings soll die Tote am Sonntag im Tatort Der rote Schatten nicht entsorgt, sondern vielmehr bewahrt werden.

Der Ehemann hat den bereits obduzierten Körper seiner Frau gestohlen und ist auf dem Weg nach Frankreich, um die Verblichene noch einmal von einem Rechtsmediziner begutachten zu lassen. Er ist überzeugt: Seine Frau wurde ertränkt, aber der deutsche Staat schützt den Mörder – warum auch immer.

Ein Unfall macht den Plan zunichte, doch die Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) haben auch das Gefühl, da werde etwas vertuscht. Der infrage kommende Täter hat noch mehr auf dem Kerbholz, ihm wurde aber nie der Prozess gemacht. Und im aktuellen Fall fehlen Beweisstücke.

Reichlich bekannte Zutaten

Lannert und Bootz finden aber dennoch alsbald heraus, dass der Verdächtige vor 40 Jahren ein V-Mann war, den der Verfassungsschutz bei der RAF einsetzte. Es wird also der
Tatort zum 40-jährigen Gedenken an den Terror während des Deutschen Herbstes serviert.

Dieser besteht aus reichlich bekannten Zutaten: Der berühmten Mauer des Schweigens, auffällig unauffälligen Observierern, Behördenhickhack und Täuschungsmanövern – garniert mit dem großen Mysterium der Todesnacht von Stuttgart-Stammheim.

All das ist wenig spannend, aber man bleibt dran. Denn im gesamten Film sind immer wieder sehenswerte Originalaufnahmen von anno dazumal eingewoben. Und wann sonst bekommt man einen Tatort zu sehen, in dem der deutsche Ex-Innenminister Otto Schily und Theatermacher Klaus Peymann auch dabei sind? (Birgit Baumann, 14.10.2017)