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Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geht an Margaret Atwood.

Foto: Reuters / LUCY NICHOLSON

"Make Atwood Fiction again" stand nach Trumps Amtsübernahme auf Schildern, die Demonstrierende in Washington hochhielten.

Angespielt wurde dabei nicht nur auf das eigenartige Frauenbild des neuen amerikanischen Präsidenten, sondern auf jenes düstere Zukunftsszenario einer religiös-fundamentalistischen, von totalitärer Machtausübung geprägten Gesellschaft, das die Schriftstellerin Margaret Atwood in ihrem bis heute bekanntesten Roman Der Report der Magd (1985) erfunden hatte.

Seit damals gilt die Kanadierin als Spezialistin für Weltuntergänge aller Art – und als Visionärin mit ironisch-hellsichtigem Zukunftsblick, auf den das nach ihr benannte Adjektiv "atwoodian" verweist. Die Autorin selbst bevorzugt für ihre Literatur den Begriff "spekulative Fiktion". "Es gibt darin nichts, was es nicht schon gibt", sagte sie mit Blick auf ihren Magd-Roman, der sich auch des Themas der Unterdrückung der Frau annimmt, das Atwood in vielen Büchern behandelt.

Mehr als 40 Bücher

Zunächst deutete wenig auf die spätere Karriere der immer wieder als Nobelpreiskandidatin gehandelten Autorin hin. Die Kindheit verbrachte sie in den Wäldern im Norden von Québec, wo ihr Vater, ein Biologe, Insektenforschungen nachging. Mit elf sah das bisher von seiner Mutter unterrichtete Mädchen zum ersten Mal eine Schule von innen. Es folgten nach einem Literaturstudium in Toronto, wo Atwood heute wieder lebt, Arbeiten als Marktforscherin und Lehrtätigkeiten an Universitäten. Seit Anfang der 1970er-Jahre ist Atwood, die sich anfänglich vor allem einen Ruf als bedeutende Lyrikerin erschrieb, freie Schriftstellerin.

Mehr als 40 Bücher hat die engagierte Grüne, die in ihren Romanen oft die zunehmende Umweltzerstörung thematisiert, seither vorgelegt. Neben den fünf Seiten, die sie pro Tag schreibt, hat sich die Mutter einer Tochter und zweifache Großmutter seit Trump auch wieder vermehrt der Pflege ihres Twitter-Accounts (1,5 Millionen Follower) gewidmet. Über den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, der ihr am Sonntag in Frankfurt unter anderem für ihre "Hellhörigkeit für gefährliche unterschwellige Entwicklungen" übergeben wird, freut sich die 77-Jährige. Sie nehme, sagte sie dem Spiegel, die Auszeichnung im Namen der "Republik der Buchstaben" an. Wobei sie es, was Auszeichnungen betreffe, seit jeher ähnlich wie Alice im Wunderland sehe: "Jeder hat gewonnen, und alle sollen Preise haben." (Stefan Gmünder, 13.10.2017)