Bild nicht mehr verfügbar.

Angehörige der "Syrian Demokratic Forces" ("SDF") verhören ein mutmaßliches IS-Mitglied

Foto: REUTERS/Issam Abdallah

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Allianz aus kurdischen und arabischen Milizen hatte ihre Offensive auf Raqqa im Juni gestartet.

Foto: ap

Kobane/Raqqa – Angesichts der erwarteten Rückeroberung der einstigen syrischen IS-Hochburg Raqqa durch kurdisch-arabische Einheiten sollen offenbar alle Jihadisten aus der Stadt gebracht werden. Eine Vereinbarung über die Evakuierung der IS-Kämpfer schließe syrische wie ausländische Kämpfer ein, sagte Omar Allush, ein ranghoher Vertreter des Zivilrates von Raka, am Samstag der Nachrichtenagentur AFP.

Stammesführer in Raqqa versicherten, während der Evakuierung für die Unversehrtheit der Kämpfer zu garantieren. Die Vereinbarung zielt darauf, zivile Opfer zu vermeiden.

Die von den USA angeführte internationale Anti-IS-Koalition erklärte am Samstag, dass laut einer Vereinbarung ein "Konvoi" aus Raqqa abfahren sollte, um Zivilisten zu schützen. Ob sich in dem Konvoi auch syrische IS-Kämpfer befinden sollten, ließ die Koalition offen. Aber dass ausländische IS-Kämpfer aus der Stadt gebracht werden sollten, schloss die Koalition explizit aus. Sie warnte davor, Jihadisten freies Geleit zu geben. Jeder, der die Stadt verlasse, werde überprüft.

Geiseln fest

Die Erklärung der Koalition entspreche nicht der Realität, sagte Allush. Die Vereinbarung betreffe alle IS-Kämpfer. Lediglich bis zu 500 in- und ausländische IS-Kämpfer blieben weiter in der Stadt. "Sie halten im Krankenhaus 400 Geiseln fest – Frauen und Kinder."

Allush gehört dem Zivilrat von Raqqa an, einer von der kurdisch-arabischen Allianz der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) eingesetzten Verwaltung. Der Zivilrat war an den Verhandlungen über eine Evakuierung beteiligt gewesen. Die SDF werden von der US-geführten Koalition in ihrem Kampf gegen Dschihadisten unterstützt.

Der IS hatte Raqqa im Jänner 2014 erobert und später zur inoffiziellen Hauptstadt seines selbsternannten "Kalifats" gemacht. Im Juni marschierten SDF-Kämpfer mit Unterstützung der US-geführten Koalition in Raqqa ein. Inzwischen stehen rund 90 Prozent der Stadt unter ihrer Kontrolle. Die Kämpfe waren in den vergangenen Tagen abgeflaut, während darüber verhandelt wurde, wie die verbliebenen zehn Prozent der Stadt ohne zivile Opfer zurückerobert werden könnten.

Evakuierung wird vorbereitet

Örtliche Stammesführer erklärten am Samstagabend, sie hätten die SDF und die US-geführte Koalition aufgefordert, sich über den "Status" der syrischen Jihadisten zu einigen und ihren ein sicheres Verlassen der Stadt zu ermöglichen. "Die Syrischen Demokratischen Kräfte haben zugestimmt.", hieß es. Nun werde die Evakuierung vorbereitet, "um das Leben von Zivilisten zu schützen, die als menschliche Schutzschilde missbraucht werden". "Wir als Stammesführer garantieren das Leben derer, die hinausgebracht werden."

Zivilratsvertreter Allush sagte der AFP, "die ausländischen Kämpfer" hätten "zwei Möglichkeiten: sich zu ergeben oder in Bussen aus der Stadt gebracht zu werden. Es sei möglich, dass sie in die ostsyrische Provinz Deir ez-Zor gebracht würden, in der der IS weiterhin Gebiete unter seiner Kontrolle hat. Die sunnitische Extremistengruppe gerät nach dem Irak auch in Syrien zunehmend in die Defensive. Seit vergangenem Jahr hat sie den Großteil der Städte und Gebiete unter ihrer Kontrolle verloren.

Auch in der Provinz Deir ez-Zor steht der IS unter wachsendem militärischen Druck. Am Samstag meldeten die syrischen Streitkräfte dort die Rückeroberung der Stadt Majadin. Bei ihrem Vorrücken gegen die Islamisten seien die Soldaten von der russischen Luftwaffe unterstützt worden, erklärten sie. Die am westlichen Euphratufer gelegene Stadt stand ebenfalls seit 2014 unter IS-Kontrolle. (APA, AFP, 14.10.2017)