Zerstörung in Mogadischu.

Foto: AFP PHOTO / Mohamed ABDIWAHAB

Bild nicht mehr verfügbar.

Vor einem Hotel detonierte ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen.

Foto: AP

Die somalische Regierung vermutet die Shabaab-Miliz hinter der Tat.

Foto: AFP

Bild nicht mehr verfügbar.

Am Montag wurden mehr als 70 Schwerverletzte zur Behandlung in die Türkei ausgeflogen.

Foto: AP/Warsameh

Mogadischu/Nairobi – Auch zwei Tage nach der Explosion einer Lastwagenbombe in der somalischen Hauptstadt Mogadischu steht das wahre Ausmaß des verheerendsten Terroranschlags auf afrikanischem Boden nicht endgültig fest. Somalias Regierung sprach am Montag von über 300 Menschen, die der beispiellosen Attacke zum Opfer gefallen seien: Doch weil in den zum Teil völlig zertrümmerten Gebäuden noch weitere Opfer vermutet werden, ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Mehr als 300 Menschen wurden zum Teil schwerstverletzt in Mogadischus Krankenhäuser eingeliefert.

Die Regierungen Äthiopiens und Kenias boten dem Nachbarstaat medizinische Hilfe an. Die Türkei, die in dem Bürgerkriegsstaat zahlreiche Hilfskräfte, Ärzte und Militärberater stationiert hat, sandte ein Flugzeug nach Mogadischu, das am Montag mehr als 70 Schwerverletzte zur Behandlung in die Türkei ausflog.

Keine Bekennerbotschaft

Noch immer hat sich keine Organisation für den Anschlag verantwortlich erklärt, doch weithin wird die radikalislamistische Al-Schabab-Miliz verdächtigt, die schon seit Jahren unzählige Selbstmordanschläge in Mogadischu verübt hat. Dass die Terrorgruppe bislang schwieg, führen Experten auf die ungewöhnlich hohe Zahl an Opfern zurück: Die Organisation fürchte einen weiteren Verlust ihres Ansehens unter der somalischen Bevölkerung, hieß es. Vermutungen westlicher, in Mogadischu stationierter Militärberater zufolge könnte der Anschlag dem somalischen Außenministerium gegolten haben. Nachdem der Fahrer des Lastwagens jedoch in eine Straßenkontrolle geriet, soll er seine Sprengstoffladung mitten im Verkehrsstau vorzeitig zur Explosion gebracht haben. Dabei wurde auch ein nahe stehender Tanklaster in die Luft gejagt, was die Wucht der Sprengkraft drastisch vergrößerte.

Anfangs ging man noch von 20 Toten aus. Die Opferzahl wurde mittlerweile deutlich nach oben korrigiert.
euronews (in English)

Bereits am Sonntag gingen in Mogadischu mehrere hundert Menschen auf die Straße, um gegen den in aller Welt als "barbarisch" verurteilten Anschlag zu demonstrieren. Somalias Präsident Mohamed Abdullahi verhängte eine dreitätige Staatstrauer über das Land. Das sich seit drei Jahrzehnten in einem Bürgerkrieg befindliche Land am Horn von Afrika erlebte in diesem Jahr eine Art Frühling, nachdem ausgewählte Clan-Vertreter im Februar eine neue Regierung gewählt hatten. Abdullahi, der lange im Exil in den USA gelebt hatte, versprach der Bevölkerung einen Neuanfang.

Drohungen gegen Miliz

Gleichzeitig kündigte der Präsident jedoch an, die seit zehn Jahren aktive Al-Schabab-Miliz, die bis 2011 auch die Hauptstadt beherrscht hatte, militärisch zu zerschlagen. Außerdem hatte US-Präsident Donald Trump Drohneneinsätze seiner in Dschibuti stationierten Streitkräfte erleichtert, die fortan nicht mehr bei jedem Einsatz die Genehmigung des Weißen Hauses einholen mussten. Die häufigeren Drohneneinsätze sollen in diesem Jahr bereits mehreren Al-Schabab-Führern das Leben gekostet haben. Schließlich lief vor wenigen Wochen ein hochrangiger Führer der mit al Kaida verbündeten Terrororganisation ins Regierungslager über, wovon Experten eine Schwächung al Schababs erwarteten.

Aktivitäten verstärkt

Trotzdem oder gerade deshalb hat die Gruppe ihre Aktivitäten in den vergangenen Monaten erheblich verstärkt. In Mogadischu kam es zu zahlreichen Sprengstoffanschlägen, immer wieder wurden auch Stützpunkte der 22.000 Mann starken afrikanischen Amisom-Truppe angegriffen. Erst vor wenigen Tagen nahmen Al-Schabab-Kämpfer das rund 50 Kilometer südwestlich von Mogadischu gelegene Dorf Bariire ein: Weder die somalischen Regierungstruppen noch die aus Uganda, Burundi sowie Dschibuti stammenden Amisom-Soldaten vermochten den Angreifern etwas entgegen zu setzen. Ebenfalls vor wenigen Tagen traten Somalias Verteidigungsminister Abdirashid Abdullahi Mohamed und Armeechef Mohamed Ahmed Jimale ohne Angabe von Gründen zurück.

Die Frage, wie die Terroristen zu der großen Menge an von Militärs benütztem Sprengstoff kamen, mit dem der Lastwagen beladen war, hat in Mogadischu unterdessen zu Spekulationen geführt. Schon in der Vergangenheit war immer wieder gemutmaßt worden, dass afrikanische Amisom-Soldaten die Al-Schabab-Milizionäre unter der Hand mit Waffen und Munition versorgten.

Die US-Regierung kündigte nach dem Anschlag an, ihre Unterstützung für Somalia zu verstärken. "Solche feigen Attacken bestärken uns in unserem Engagement, unseren somalischen und afrikanischen Partnern im Kampf gegen den Terrorismus zur Seite zu stehen", hieß es in Washington. Außer mit dem Einsatz von Drohnen unterstützen die US-Streitkräfte die somalische Armee und Amisom auch mit Militärberatern. Im Mai dieses Jahres war ein US-Soldat bei einer Patrouille in Somalia getötet worden. (16.10.2017)