Mit dem Schlusspfiff in Dortmund hielt es keinen mehr auf der Leipziger Bank.

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Marcel Sabitzer, der Kapitän der Rasenballer, bewies Vollstreckerqualitäten.

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Und Ralph Hasenhüttl war geradezu entzückt.

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Dortmund/Köln/München – Die Schwärmerei vom rauschhaften Spektakel war Peter Bosz ein Graus. "Es war kein großartiges Spiel, und es war auch kein guter Fußball", urteilte der Trainer von Borussia Dortmund. "Es war nur spannend." Das 2:3 (1:2) im Spitzenspiel gegen den erstmals von ÖFB-Legionär Marcel Sabitzer als Kapitän aufs Feld geführten RB Leipzig war zwar ein 95-minütiger Werbethriller für die deutsche Bundesliga – aber für den BVB gab es kein Happy End.

Der Tabellenführer kassierte nicht nur seine erste Liga-Heimniederlage seit mehr als zweieinhalb Jahren (0:1 gegen Bayern München am 4. April 2015), er gewann auch eine bittere Erkenntnis: Gegen die großen Gegner reicht es derzeit noch nicht, weil die Abwehr zu wackelig ist.

Hasenhüttl: "Liga wieder spannend gemacht"

So war es in der Champions League bei Tottenham Hotspur (1:3), auch gegen Real Madrid (1:3) – und nun gegen bärenstarke Leipziger, die bewusst "all-in gingen und ein Spektakel wollten", wie Trainer Ralph Hasenhüttl betonte. "Sensationell, fast unfassbar" nannte er die Leistung seiner Mannschaft.

Vielleicht hat der Vizemeister nach öden Jahren und fünf Bayern-Titeln in Serie einen Vierkampf um die Meisterschaft beschert. "Wir haben die Liga wieder spannend gemacht", sagte Hasenhüttl zufrieden, "vier Mannschaften wollen sich einen heißen Kampf liefern. Schön, dass wir nach einer geilen Leistung bei der Musik dabei sind."

Vorne gibt immer noch der BVB den Takt vor, allerdings gab es Misstöne. "Es war für mich eine sehr schlechte erste Halbzeit", schimpfte Bosz, der bis dato nach Niederlagen keine tiefere Selbstkritik erkennen lässt: "Wir haben es nicht gut gemacht, zu viele Bälle zurückgespielt statt nach vorne. Wenn man auch noch schlecht verteidigt, ist es schwer zu gewinnen."

Bosz bekrittelt Dreifachbestrafung

Besonders der Genickschlag unmittelbar nach der Pause setzte der Borussia zu. Leipzig lag vor 80.100 Zuschauern 2:1 vorne, Bosz wollte umstellen und erlöste den mit Bruma überforderten Rechtsverteidiger Jeremy Toljan, da sah Sokratis wegen einer Notbremse Rot (48.). Jean-Kevin Augustin verwandelte den Elfmeter. "Ich kenne nicht alle Regeln", sagte Bosz in Richtung des exzellenten Schiedsrichters Deniz Aytekin, "aber ich glaube, das muss man nicht mehr dreifach bestrafen."

Doch auch für den BVB gab es am Samstagabend Erfreuliches: Äußere Umstände des Hochsicherheitsspiels waren acht Monate nach den Jagdszenen vom Februar kein Thema. Der Protestmarsch von rund 2.000 BVB-Fans verlief laut Polizei "überwiegend friedlich", im Stadion gab es auch keine größeren Ausfälle.

Bereits am Dienstag steht für RB Leipzig das Champions-League-Heimspiel gegen den FC Porto auf dem Programm. Dann soll dem Red-Bull-Team auch in der Königsklasse der erste Sieg gelingen – sonst ist die Chance auf den Achtelfinal-Einzug in weite Ferne gerückt. "Wenn du in Dortmund gewinnst, ist das ein Ausrufezeichen", meinte Sportdirektor Ralf Rangnick. "Es gibt der Mannschaft sicherlich zusätzlichen Rückenwind."

Kein Schicksalsspiel für Stöger

Trotz der immer schlimmer werdenden Krise hält der 1. FC Köln weiter fest zu Trainer Peter Stöger. "So wie die Mannschaft auftritt, sieht man, dass sie gerne mit Peter arbeitet. Der Trainer ist nicht das Problem", sagte Manager Jörg Schmadtke der "Bild am Sonntag". Stöger werde definitiv auch am Donnerstag in der Europa League bei Bate Borissow auf der Bank sitzen.

"Es gibt kein Schicksalsspiel oder Ultimaten für den Trainer", betonte Schmadtke. In der Bundesliga wartet der Tabellenletzte auch nach acht Runden auf den ersten Sieg. Die Kölner halten bei einem Punkt und 3:17 Toren – kein Team stand nach acht Spielen gemessen an Punkten und Tordifferenz in der Ligageschichte je schlechter da.

Befreiungsschlag für Bayern

17 Stunden nach seinem glanzvollen Comeback als Coach von Bayern München stand Jupp Heynckes am Sonntag bereits wieder auf dem Trainingsplatz. Der 72-Jährige hat beim deutschen Meister ein neues Arbeitstempo angeschlagen. Bereits am Mittwoch wartet das wichtige Champions-League-Gruppenspiel gegen Celtic Glasgow.

"Es ist ein positiver Anfang nach den letzten Wochen. Aber es liegt noch einiges an Arbeit vor uns", sagte Heynckes gewohnt nüchtern nach der 5:0-Gala gegen den SC Freiburg, mit dem er seine vierte Amtszeit bei den Bayern eröffnet hatte. Es war der höchste Saisonsieg des Rekordmeisters. Der Rückstand auf Tabellenführer Borussia Dortmund beträgt nur noch zwei Punkte.

Weder Heynckes noch seine Spieler wollten den "Jupp-Effekt" überbewerten. "Wir dürfen uns von diesem Hype, der rund um das Spiel entsteht, nicht irritieren lassen", erklärte Bayern-Kapitän Thomas Müller. "Ein Trainerwechsel entfacht immer irgendwo neue Energie." Unter Heynckes' Vorgänger Carlo Ancelotti hatte Müller mitunter einen schweren Stand.

Alaba links außen gesetzt

David Alaba ist beim neuen wie beim alten Trainer auf der linken Außenbahn gesetzt. Für U21-Nationalspieler Marco Friedl dagegen war gegen Freiburg kein Platz auf der Ersatzbank. Einziger Wermutstropfen für die von Heynckes reanimierten Bayern war eine Schulterverletzung von Defensivallrounder Javi Martinez. Der Spanier verpasst dadurch zumindest das Duell mit Celtic. Der schottische Meister ist nach zwei CL-Runden mit Bayern punktegleich. (APA, sid, 5.10.2017)