Die diesjährigen Preise.

Foto: Monochrom

Seit 2008 wird in Österreich der "Wolfgang Lorenz-Gedenkpreis für internetfreie Minuten" vergeben. Die als Kritik gedachte Auszeichnung fußt auf einer Aussage des ehemaligen ORF-Programmdirektors, der im Jahr zuvor gegen das neue Medium gewettert hatte.

Keine Fäkalsprache

Dieses Jahr ging der Preis an Helmut Brandstätter, Herausgeber und Chefredakteur Kurier. Er hatte das Wort "Scheiße" aus einem Artikel (Titel "Wenn der Innenminister vor eure Tür scheißt") der futurezone entfernen lassen. Der Journalist Markus Keßler verwendete das Wort, um die Überwachungspläne des ÖVP-Innenminister Wolfgang Sobotoka in einem Kommentar zu kritisieren. Er bezog sich dabei auf den folgenden berühmt-berüchtigten Sager des Innenministers: "Vor meiner Haustüre lag (...) immer wieder menschlicher Kot. Als ich eine Kamera aufgestellt habe, war das sofort vorbei."

Brandstätter begründete den Schritt damit, dass im Kurier-Medienhaus keine Fäkalsprache verwendet wird und betonte: "Das hat mit Zensur nichts zu tun. Wer nicht weiß, was Zensur ist, sollte zuerst nachdenken und dann Artikel schreiben."

Publikumspreis

Auch das Publikum durfte heuer eine eigene Auszeichnung vergeben. Diesen erhielt Sobotoka für seine Aussage, dass das Internet zum Gemüseschneiden nicht wirklich brauchbar sei.

Der Wolfgang-Lorenz-Gedenkpreis wurde von der Künstlergruppe Monochrom initiiert. Die Vergabe erfolgte durch eine Jury. (red, 15.10. 2017)