Rohani an Trump: Lernen Sie Geografie und Geschichte!

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Teheran/Wien – Die iranischen Reaktionen auf die Rede von US-Donald Trump, in der dieser dem Iran die Erfüllung des Atomdeals von 2015 versagte, ließen am Freitag nicht lange auf sich warten. Gestärkt von den Beteuerungen der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherinis, dass der Iran all seinen Verpflichtungen nachgekommen sei, meldete sich Präsident Hassan Rohani zu Wort: Er forderte seinen amerikanischen Amtskollegen auf, Geografie und Geschichte zu lernen und an seinem Benehmen zu arbeiten.

Seit Tagen wurde in Teheran über den Inhalt der erwarteten Trump-Rede spekuliert, und verschiedene Optionen für den Fall eines Austritts der USA aus dem Atomvertrag wurden durchdiskutiert. Dass die USA eventuell die Revolutionsarmee als Terrororganisation einstufen könnten, war eigentlich die größte Sorge aller Institutionen im Iran. Sollten die USA tatsächlich "die Dummheit besitzen" und die Revolutionsgarden als Terrororganisation bezeichnen, werde auch der Iran alle US-Einrichtungen in der Region als Terrorniederlassungen betrachten, hieß es in einem offiziellen Kommuniqué der Pasdaran selbst.

Trumps Einflüsterer

Die Medien im Iran reagierten vor allem empört über Trumps Bezeichnung des Persischen Golfs als "Arabischer" Golf: Trump sei dabei einer Einflüsterung seiner arabischen Freunde und Israels gefolgt. Die Zeitung "Ghanoon" bezeichnet die Kooperation zwischen USA, arabischen Ländern und Israel als "Achse der Demütigung".

Karikaturen Donald Trumps schmückten die ersten Seiten fast aller Zeitungen im Iran. Die Medien betonten aber, dass der Iran einen Unterschied zwischen der amerikanischen Nation und Donald Trump mache – was auch Rohani in seiner Rede betonte.

Die konservativen Medien hoben vor allem jenen Teil der Rede Rohanis hervor, in dem er die Revolutionsarmee in allen Bereichen verteidigte, während sich die reformnahen Zeitungen hauptsächlich mit den wirtschaftlichen Konsequenzen eines Austritts der USA aus dem Deal beschäftigten. Dass Trump die Entscheidung über das Atomabkommen dem US-Kongress überlasse, sorge eher für eine Beruhigung der Banken und der iranischen Währung, meinten die Analysten. In diesem Zusammenhang forderte die Zeitung Jahane Eghtesad mehr iranisches Entgegenkommen ausländischen Firmen gegenüber und kritisierte die konservative Presse, die vor westlichen Investitionen im Iran zu warnen pflegt.

Macron rief Rohani an

Die Medien widmeten sich auch ausführlich einem Telefongespräch zwischen Rohani und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron: Macron habe die positive Haltung Frankreichs zum Atomabkommen nochmals betont und wissen lassen, dass er einen offiziellen Besuch im Iran in Betracht ziehe. (Amir Loghmany, 15.10.2017)