Nelida Martinez als junges Mädchen Martina im Volx.

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Wien – Das Internet gehört abgedreht, ein Zitat von Sibylle Berg, und es passt in Zeiten wie diesen immer gut. Auch als Antwort auf das im Stück von Clemens J. Setz verhandelte Thema unmenschlicher Geschäftemacherei.

Es geht nicht um Börsendeals oder den großen Warenbetrug, sondern um die schändliche Geschäftsidee einer Kleinfamilie. Vater und Mutter vertreiben auf Kosten des Kindes Erziehungsvideos mit ihrer "kleinen Maus" im Netz. Je mehr "natural" diese sind, desto besser. Weil man nicht mit dem Essen spielt, wird das sechsjährige Mädchen (unaufdringlich präsent: Nelida Martinez) von ihrem Vater angeplärrt und mit Runterschlucken bestraft. Eine drastische Szene, die abstößt und weniges nachfolgen lässt, das in dieser überspannten Aggressionsstimmung an diesem Abend lebendig bliebe.

Schon klar, dass es hier nicht in erster Linie um das Neuverhandeln von Moralmaßstäben geht, die scheinen von Anfang an klar. Attraktiv am Stoff sind die möglichen Erzählweisen, Perspektiven und die assoziierbare Realität.

Und so macht Regisseurin Holle Münster aus der Komödie eine Art Splattertheater im Erziehermilieu: berghoch aufgestaute Gefühle der Erwachsenen, endlose Fragezeichen des Kindes. Doch die Züchtigungen im Dschungelcamp (Bühne: Thea Hoffmann-Axthelm) nützen sich sofort ab.

Vor einem Truemanshow-Himmel wird ein Bühnenpodest hin- und hergeschoben, hier wird – auf Kommando des retrospektiv den Plot dirigierenden Kindes – gespielt. "Stop!", "Rewind!" oder "Loop!" heißt es da oft. Ohne Gewinn: Diese Verbürokratisierung des Plots wirkt lähmend. (Margarete Affenzeller, 15.10.2017)