Wien – Im VW-Konzern geht eine völlig neue Kleinwagengeneration an den Start. Technisch basiert sie auf der jüngsten, der A0-Ausbaustufe des Modularen Querbaukastens (MQB). Debütant darauf ist der Seat Ibiza, die Nummer zwei ist aber ab nächster Woche auch schon im Rennen, der VW Polo.

Rose-Gold-Metallic nennt Seat die Farbe – wir sagen Bronze und warten, ob und wann sich Patina ansetzt.
Foto: Andreas Stockinger

Hier geht's um den Ibiza, ausgefasst haben wir ihn mit 5,0-Liter-V8 ... Nein, halt, Verwechslung, Vorgriff auf den Ford Mustang, den wir demnächst testen. Im Spanier ist weniger als die Hälfte der Zylinder im Einsatz – drei versus acht – und ein Fünftel des Hubraums. Immerhin befeuert von der gleichen Spritsorte: Benzin.

Die Maschine schnurrt zufrieden vor sich hin und suggeriert solcherart unterschwellig den Literaturtipp, auf den aktuellen Nobelpreisträger zu pfeifen und sich stattdessen wieder einmal E.T.A. Hoffmanns Lebens-Ansichten des Katers Murr aus der Bibliothek zu krallen; ewig nicht gelesen.

Drei Zylinder bedienen fünf Gänge.
Foto: Andreas Stockinger

Wo waren wir? 1,0-Liter-Turbo-3-Zylinder. Dazu gereicht wird eine Fünf-Gang-Schaltung, ja, so was gibt es in der Klasse noch zuhauf, und sie ist gut auf den Motor abgestimmt, unten in Richtung Spritzig-, oben in Richtung Sparsamkeit. Im stadtlastigen Test errechnete der Bordcomputer einen Durchschnittswert von sechs Litern auf 100 km gradaus.

Wendig und agil

Das eckig-kantige Design wirkt wie mit Darth Vaders Laserschwert gehackt, allerdings mit ästhetischem Verantwortungsbewusstsein. Steht dem Ibiza jedenfalls ausgesprochen gut und verleiht ihm das vom Konzern gewünschte, tendenziell sportive Markengepräge. Saubere, recht präzise Lenkung und ein halbstraffes, halbkomfortables Fahrwerk sowie agiles Handling ergänzen den diesbezüglich stimmigen Gesamteindruck – der Ibiza gesellt sich so vom Fleck weg unter die Besten seiner Klasse.

Im Ibiza gibt es viel Beinfreiheit.
Foto: Andreas Stockinger

Alltagsnutzen? Der Kofferraum fasst mit 355 Litern 63 mehr als bisher. Viel Platz und Ablagen gibt es auch im Innenraum, nur in das Fach vor dem Schalthebel mit den zwei USB-Anschlüssen hätte Seat statt des genoppten Hartplastiks ruhig ein rutschhemmendes Gummimatterl reinlegen können. Immerhin ist es tief genug, dass nichts rauspurzelt, solange sich die G-Kräfte nicht auf Raketenniveau bewegen.

Auf bequemen Sitzen finden bis zu fünf Erwachsene kommod Platz, auch Knie-, Bein- und Kopffreiheit passen für ein Auto dieser Größe (4,06 m lang) – wir reden hier vom Format Golf 3 (4,02 m).

Gleich zwei USB-Anschlüsse findet man im Ibiza.
Foto: Andreas Stockinger

Die Beduftung im praktisch werksfrischen Testwagen übernahmen die Kunststoffe, die Note erinnerte ein bisserl an Opel, später verflüchtigt sich das bestimmt. Nicht verflüchtigen wird sich der Eindruck eines geschichtsträchtigen Vehikels, das uns an die Bronzezeit gemahnte, wenngleich der Fahrkomfort dem des Sonnenwagens von Trundholm oder des Kultwagens von Strettweg doch deutlich überlegen sein wird: coole bronzene Wagenfarbe, die sich innen fortsetzt in der Türöffnerrahmung und vorne in einem breiten, eckigen Paneel, das mittig den großen Bildschirm umfasst.

Rose-Gold-Metallic nennt Seat die Farbe – wir sagen Bronze und warten, ob und wann sich Patina ansetzt.
Foto: Andreas Stockinger

Bildschirm? Klassenunüblich großes Active-Info-Display mit zwei Drehdrückknöpfen. Und damit die Hand wo ruhen kann zum Bedienen der Tatschfunktionen des umfangreich vernetzten Kleinen, kann man ein, zwei Finger auf einem etwa einen Zentimeter tiefen Leisterl auflegen. Zweckdienliche, durchdachte Lösung, die den grassierenden Ablenkungsfaktor Touchscreen ein wenig entschärft. Wie denn überhaupt im Ibiza die vorbildliche Benutzerfreundlichkeit auffällt. (Andreas Stockinger, 25.10.2017)

Foto: Andreas Stockinger