Los Angeles – Titan ist mit einem Durchmesser von 5.150 Kilometern der größte Mond des Saturns und übertrifft damit größenmäßig den Merkur. Forscher sind von dem Eismond in vieler Hinsicht fasziniert: Er besitzt eine dichte Stickstoffatmosphäre und einen Flüssigkeitskreislauf mit Wolken, Regen, Flüssen und stehenden Gewässern – statt Wasser zirkulieren allerdings die flüssigen Kohlenwasserstoffe Methan und Ethan. Die Oberflächentemperaturen auf Titan betragen im Mittel etwa minus 180 Grad Celsius.

Im Bild: Der Koloss Titan sticht hinter Saturnringen und dem kleinen Saturnmond Epimetheus hervor.
Foto: NASA/JPL/Space Science Institute

Nun berichten Wissenschafter von überraschend intensiven und häufigen Regenstürmen auf dem Eismond: Dabei fällt binnen kürzester Zeit ähnlich viel Regen wie bei Tropenstürmen wie dem verheerenden Hurrikan Harvey im August auf der Erde, überflutet die dünenartige Landschaft und lässt Flüsse und Seen entstehen.

Überraschende Häufigkeit

Wie Jonathan Mitchell (University of California Los Angeles) und Kollegen in "Nature Geoscience" schreiben, kommt es zu so einer Methansintflut zwar nur einmal pro Titanjahr – das sind 29 Erdenjahre. "Ich hätte aber angenommen, solche Ereignisse finden vielleicht einmal pro Jahrtausend statt – wenn überhaupt", sagte Mitchell. "Wir sind ziemlich überrascht."

Die massiven Regenfälle dürften die Oberfläche des Mondes langfristig prägen: In ihrer Studie konnten die Forscher sogenannte Schwemmkegel auf Titan nachweisen, die mithilfe der Nasa-Sonde Cassini dokumentiert worden waren. Solche Sedimentformationen entstehen, wenn Fließgewässer etwa durch Schutt- und Schlammströme abrupt an Gefälle verlieren.

Schwemmkegel im Zāgros-Gebirge im Süden Irans.
Foto: Jesse Allen/NASA/GSFC/METI/ERSDAC/JARO

Folgenreiche Kontraste

Es zeigte sich, dass diese Formationen auf Titan vor allem in der Region zwischen dem 50. und 80. Breitengrad zu finden sind, wo sie große Fächer in den trockenen Wüstengebieten des Mondes bilden. Normaler Regen kann dafür nicht verantwortlich sein, wie hydroklimatische Modelle zeigten: Die auffälligen Formationen können nur durch sintflutartige Ereignisse geschaffen worden sein.

Wie die Berechnungen der Forscher ergaben, sammelt sich normaler Regen meistens an den Polen, wo sich auch die großen Seen des Mondes befinden. Die stärksten Regenstürme treten aber auf Höhe des 60. Breitengrads auf – also genau dort, wo die meisten Schwemmkegel entdeckt wurden.

Die Ergebnisse legen nahe, dass sich diese intensiven Stürme aufgrund der starken Unterschiede zwischen dem feuchteren, kühleren Wetter in den höheren Breiten und den trockeneren, wärmeren Bedingungen in den niedrigeren Breiten entwickeln. Ähnliche Bedingungen auf der Erde erzeugen starke Zyklone, die in den Wintermonaten in weiten Teilen Nordamerikas verbreitet sind. (dare, 16.10.2017)