Wien – Ein Concours d'Élégance hat mit Schönheit und Originalität zu tun. Jetzt ist der Arteon zwar kein historisches Fahrzeug, da müssen erst noch ein paar Dekaden vergehen. Aber von Schönheit versteht er allerhand. Die Proportionen sind stimmig, keine Rede mehr von Nasenbär, der Feschak weckt rundum Interesse, kommt man zum geparkten Auto zurück, stehen oft ein paar Passanten davor. Man lernt, anders als bei den asozialen Medien, rasch real greifbare Menschen kennen.

Formschön findet den Arteon fast jeder, allein beim multiplen Lamellengrill scheiden sich die Geister – entweder er gefällt einem oder ganz und gar nicht.
Foto: Andreas Stockinger

Der dafür Verantwortliche heißt Klaus Bischoff, er ist Designchef der Marke VW, und im Gespräch mit dem Standard hat er die Schwierigkeiten auf dem Weg zum Ergebnis so umrissen: "Einer quer motorisierten Limousine so viel Eleganz einzuhauchen ist keine leichte Aufgabe. Ich glaube aber, das ist uns ganz gut gelungen." Allenfalls bezüglich des Jalousiengrills gibt es unterschiedliche Meinungen – den einen taugt er, den anderen ist er denn doch eindeutig zu viel des Guten.

Reduktion und Klarheit

Bischoffs Markenzeichen ist die reduzierte Linienführung, die Klarheit der Form. Beim Arteon ist neben der Coupé-Silhouette "in der Seitenansicht auch noch ein schöner Muskel herausmodelliert" (Bischoff), der diese Skulptur zum Schwingen bringt, und damit schwingen wir erst einmal die Heckklappe auf und zu – der üppige Kofferraum hat sich sehr bewährt – und uns ins Auto rein.

Im Fahrbetrieb setzt die Limousine auf Komfort.
Foto: Andreas Stockinger

Menschenskind, ist da viel Platz, speziell hinten! Kein Wunder, hat der VW doch denselben Radstand wie Skodas Superb – 2,84 Meter, fünf Zentimeter mehr als im Passat – und auch dieselbe Außenlänge. Da kann man hinten fast spazieren gehen. Die Vermutung, dass dies ein ausgesprochener Langstreckentyp ist, hat sich bisher eindrucksvoll bestätigt.

Unter der riesigen Heckklappe findet sich ein Gepäckabteil mit 1557 Liter.
Foto: Andreas Stockinger

Hinsichtlich Originalität (siehe Concours d'Élégance) gibt es innen indes Abstriche. Das Armaturendesign ist gar zu nahe am Passat dran, den er von der Namensgebung komplett hinter sich gelassen hat. Schade. Für einen eigenständigen Auftritt hätte Wolfsburg ein bisserl mehr Geld in die Hand nehmen können. Immerhin reden wir hier vom derzeitigen Topmodell der Marke Volkswagen.

Wunschliste

Für den Dauertest ward uns die Basisversion anvertraut, mit 2,0-Liter-Diesel in 150-PS-Ausführung und mit SCR-Kat, 7-Gang-DSG und Frontantrieb. Kommt bald die nasse, glitschige Jahreszeit, wäre Allrad ein echtes Desideratum. Im Trockenen passt aber auch der vorn. Der Motor ist kein Ausbund an Temperament, andererseits recht kultiviert, und beim Testverbrauch haben wir uns laut Bordcomputer inzwischen auf 6,2 l / 100 km eingependelt.

Im Interieur bleibt der Arteon vielleicht etwas zu nahe am Passat. Hingegen ist VW da einer der schönsten Rücken aktuellen Autodesigns geglückt.
Foto: Andreas Stockinger

Ja, das Motorenprogramm. Passt eh, reicht von 150 Diesel- bis 280 Otto-PS. Allesamt quer eingebaute Vierzylinder wie bei Volvo. Aber da VW schon von Flaggschiff spricht, wünschte man dem Arteon auch noch Repräsentativeres, um vollends zur Premiumkonkurrenz aufschließen zu können. So bleibt es bei einer Zwischenstufe auf dem Weg dorthin. Einer ästhetisch ausgesprochen geglückten. (Andreas Stockinger, 22.10.2017)

Foto: Andreas Stockinger