Tiangong 1, der "Himmelspalast", wird in den kommenden Monaten seinen Feuertod in der Erdatmosphäre finden – hoffentlich möglichst vollständig.

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Peking – Das außer Kontrolle geratene chinesische Raumlabor Tiangong 1 dürfte in den kommenden Monaten die Erdatmosphäre erreichen. Im vergangenen Herbst war nach monatelangen Spekulationen (und langem Stillschweigen seitens der chinesischen Raumfahrtbehörde CNSA) offiziell bestätigt worden, dass das Modul unkontrolliert auf die Erde zutrudelt. Schon damals nahmen Experten an, dass es im zweiten Halbjahr 2017 unseren Planeten erreichen dürfte.

Das ist kein Anlass zu großer Besorgnis: Ein Großteil des 8,5-Tonnen schweren "Himmelspalasts" dürfte beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen. Einige Trümmer könnten aber durchaus auf die Erdoberfläche stürzen, warnen Experten. Manche Bestandteile weisen eine so hohe Dichte auf, dass sie möglicherweise nicht vollständig verglühen werden – theoretisch könnte es Trümmer von bis zu 100 Kilogramm Gewicht geben.

Nachfolger im All

Aus heutiger Sicht sei mit einem Atmosphäreneintritt rund um den Jahreswechsel zu rechnen, sagte der Astronom Jonathan McDowell (Harvard University) zum "Guardian". Die Chance, dass Menschen gefährdet werden, sei zwar sehr gering, es sei allerdings extrem schwierig vorherzusagen, wo und wann genau die Station abstürzen wird, so der Forscher.

Tiangong 1 ist seit 2011 im All und wurde sowohl für bemannte wie auch für unbemannte Missionen genutzt. 2012 besuchte die erste weibliche Raumfahrerin Chinas, Liu Yang, das Labor, die letzten Raumfahrer verließen Tiangong 1 im Jahr 2013. Danach war das Modul als ferngesteuerter Satellit im Einsatz. Ab dem Frühjahr 2016 verdichteten sich die Hinweise darauf, dass die chinesische Weltraumbehörde die Kontrolle über das 10,4 Meter lange Labor verloren haben könnte, eine Bestätigung dafür erfolgte erst im September 2016.

Ebenfalls seit September 2016 befindet sich mit Tiangong 2 der Nachfolger von Tiangong 1 im All. Das Raumlabor soll der Vorbereitung für den Bau und Betrieb einer chinesischen Raumstation dienen. Die modulare Raumstation soll ab 2019 entstehen und um das Jahr 2022 in Betrieb genommen werden. Sollte die ISS wie geplant 2024 ihren Dienst einstellen, wäre China dann die einzige Nation mit einem ständigen Außenposten im All. (dare, 16.10.2017)