Schröcksnadel: "Das Thema ist politisch tot."

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Innsbruck – Das Volk hat gesprochen – und zwar eindeutig. Zum bereits dritten Mal nach 1993 und 1997 haben sich die Tiroler gegen Olympische Winterspiele ausgesprochen. Das sorgt in Sportlerkreisen, wo viele gemeinsam mit dem Österreichischen Olympischen Comité (ÖOC), dem Land Tirol und der Stadt Innsbruck kräftig die Werbetrommel für das Großereignis gerührt hatten, für Unverständnis.

Doppelolympiasieger Benjamin Raich war einer der eifrigsten Werber im Dienste von Olympia 2026. Er zeigte sich vom Abstimmungsergebnis enttäuscht. "Niederlagen im Sport tun weh, sind aber dazu da, um wiederaufzustehen und noch stärker zurückzukommen." Er hofft, dass auch ohne Tiroler Angebot wieder "Winterspiele mit Augenmaß" durchgeführt werden.

Sein Schwager Mario Stecher, ebenfalls doppelter Olympiasieger, spricht von einer vertanen Chance. "Ich verstehe das ehrlich gesagt überhaupt nicht. Wir hätten es bitter nötig, wieder in den Sport zu investieren."

"Wieso eine Befragung?"

Stecher bedauert vor allem, dass mit dem Nein wichtige Impulse, wie etwa zum Vorantreiben der Barrierefreiheit im Zuge der Ausrichtung der Paralympischen Spiele, verlorengehen. Das Nein sei zwar zu akzeptieren, jedoch bezweifelt Stecher die Sinnhaftigkeit solcher Abstimmungen. "Wenn man eine demokratisch gewählte Regierung hat, die den Mut hat, das in Angriff zu nehmen, wieso dann überhaupt so eine Befragung?"

ÖOC-Präsident Karl Stoss stand nach dem Ergebnis gar unter Schock, wie er am Rande eines Besuchs der Olympia-Schauplätze 2018 im südkoreanischen Pyeongchang vor Medienvertretern sagte: "Ich bin zu hundert Prozent überzeugt, uns wäre es wirklich gelungen, maßvolle, überschaubare, kostengünstige Winterspiele zu veranstalten. So eine Chance wird sich nie mehr bieten." Das Nein in Kitzbühel und Innsbruck habe ihn am meisten enttäuscht.

Der Präsident des österreichischen Skiverbandes (ÖSV), Peter Schröcksnadel, erklärt das Thema Olympia in Tirol nach dem dritten Nein für "politisch tot". Er macht die Zusammenlegung der Abstimmung mit dem Nationalratswahltermin sowie das miserable Image des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) für die Ablehnung verantwortlich. Zumindest Stoss will Olympia aber noch nicht ganz abschreiben: "Da müsste man aber zu uns kommen und sagen, jetzt ist die Bevölkerung reif." (ars, 16.10.2017)