Vom Burschenschafter zum Kanzlermacher: Heinz-Christian Strache.

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So beliebt war er beim politischen Gegner noch nie. Aber seit Heinz-Christian Strache am Sonntag für die FPÖ massiv dazugewinnen konnte (plus 5,5 Prozentpunkte), kann er es sich in der Rolle des Königsmachers bequem machen. Diese Position verdanken die Blauen nicht zuletzt dem Weitblick des 48-jährigen Politdinosauriers – Brille hin oder her.

Rechtzeitig vor der Wahl erfolgte der Richtungswechsel. Da hörte der "HaZeh" plötzlich auf, von sich in der dritten Person zu sprechen, auch das marktschreierische Poltern war plötzlich Geschichte. Höchste Zeit, in das Outfit des erfahrenen Garanten für Fairness und Gerechtigkeit zu schlüpfen. Auch auf hetzerische Plakate verzichtete man diesmal.

Begonnen hatte es für Strache weniger staatsmännisch. Mit 15 wird er Mitglied der schlagenden Burschenschaft Vandalia und lernt dort den Neonazi Gottfried Küssel kennen. Mit Gudrun, Tochter von Nazi-Größe Norbert Burger, ist er viele Jahre liiert. 1989 tritt der junge Zahnarzttechniker den Freiheitlichen bei. 1993 wird er Obmann der FPÖ in seinem Heimatbezirk Wien-Landstraße – dort, wo es für den Sohn einer Alleinerzieherin damals immer mehr nach Knoblauch roch, Gastarbeiter-Österreich sei Dank.

"Bumsti" gegen die "Überfremdung"

Ab 1996 sitzt "Bumsti", wie er gerufen wird, im Wiener Gemeinderat, will als Landtagsabgeordneter die "Überfremdung" stoppen. Im März 2004 wird Straches Einsatz mit dem Amt des Wiener FPÖ-Chefs belohnt, im selben Jahr steigt er zum Vizeparteiobmann hinter Jörg Haider auf. Teil von dessen Buberlpartie war Strache nie. Die Beziehung zum Idol beginnt mit einem Brief, Haider sah sich als Vaterersatz für den jungen H.-C. Ab April 2005 geht man getrennte Wege: Haider gründet das BZÖ, das Verhältnis der beiden ist zerrüttet. In diese Zeit fällt auch die Trennung von seiner Frau, mit der er zwei Kinder hat.

Als neuer FPÖ-Chef wird Strache zunächst belächelt. Auch die Vergangenheit holt ihn ein. Ein Foto taucht auf, das Strache bei einem Treffen des Wiener Korporationsringes mit drei gespreizten Fingern zeigt. Was ihm als "Kühnengruß", eine Abwandlung des Hitlergrußes, ausgelegt wird, will Strache als Bestellung von "drei Bier" sehen. Die Teilnahme an Wehrsportübungen tut er als Paintballspiele ab.

Im Wahlkampf ist es ihm gelungen, das alles hinter sich zu lassen. Strache darf jetzt sein ehrlichstes Lächeln lächeln, mit seiner neuen Frau Philippa an seiner Seite. (Karin Riss, 16.10.2017)