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Das komplett niedergebrannte Rohingya-Dorf Ywet Hnyo Taung (oben) nahe dem Rakhine-Dorf Ywet Nyyoe Taung (rechts unten) im Bezirk Maungdaw.

Human Rights Watch/Planet via AP

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Mehrere Dörfer in Brand an der Küste des Bezirks Maungdaw am Morgen des 15. September.

Human Rights Watch/Planet via AP

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Rohingya-Flüchtlinge an der Grenze zu Bangladesch am Montag.

Foto: REUTERS/ Zohra Bensemra

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Rohingya-Flüchtlinge auf einem schmalen Streifen Land in Anjuman Para in Bangladesch. Insgesamt sind seit Ausbruch der Gewalt mehr als 580.000 Menschen aus Myanmar geflohen.

Foto: Roger Arnold/UNHCR via AP

Napidaw/Wien – 288 hauptsächlich von Rohingya bewohnte Dörfer sind in Myanmar nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch teilweise oder komplett niedergebrannt worden. Satellitenbilder verdeutlichen demnach das Ausmaß der Zerstörung im Bundesstaat Rakhine, wo das Militär ab August gegen die muslimische Minderheit vorgegangen war.

Die Aufnahmen zeigen, dass direkt neben zerstörten Rohingya-Siedlungen Dörfer der überwiegend buddhistischen Rakhine-Volksgruppe intakt geblieben seien (siehe Bild). Zudem sei die Zerstörung noch weitergegangen, nachdem Myanmars Regierung erklärt hatte, die Militäroperation sei bereits vorbei. Demnach wurden mindestens 66 Dörfer nach dem 5. September niedergebrannt, den die Regierung als Enddatum genannt hatte.

Maungdaw besonders betroffen

Human Rights Watch beobachtete und analysierte insgesamt 866 Dörfer und sprach mit dutzenden Rohingya-Flüchtlingen in Bangladesch. "Das myanmarische Militär zerstörte hunderte Ronhingya-Dörfer – tötete, vergewaltigte und beging weitere Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die die Rohingya zur Flucht zwangen", sagt Phil Robertson, stellvertretender Asien-Direktor bei Human Rights Watch. Die schlimmste Zerstörung habe sich im Bezirk Maungdaw ereignet, wo 62 Prozent der Dörfer teilweise oder komplett zerstört worden seien. Im Süden des Bezirks waren der Menschenrechtsorganisation zufolge rund 90 Prozent der Dörfer betroffen.

Myanmar erkennt die Rohingya als Minderheit nicht an und betrachtet sie als illegale Einwanderer, obwohl sie bereits seit Generationen dort leben. Das Militär begann mit dem Einsatz, nachdem Rohingya-Milizen am 25. August Polizei- und Militärposten angegriffen hatten. Die Armee gab an, nur gegen Aufständische vorgegangen zu sein – Augenzeugen berichteten aber, dass fast alle Opfer unbewaffnete Zivilisten gewesen seien.

Eine Untersuchung der Vereinten Nationen kam vergangene Woche zu dem Schluss, dass die Armee mit Gewalt gegen die Rohingya vorgegangen war und zum Ziel hatte, sie dauerhaft aus ihren Siedlungsgebieten zu vertreiben. Sicherheitskräfte und Zivilisten hätten Menschenrechte verletzt, hieß es in dem Bericht des Uno-Büros für Menschenrechte. Die brutalen Übergriffe seien systematisch, organisiert und koordiniert gewesen. Zeid Ra'ad al-Hussein, Uno-Hochkommissar für Menschenrechte, sprach von "ethnischen Säuberungen". Myanmar wies das zurück: Die Anschuldigung sei "unverantwortlich" und "unbegründet", sagte Myanmars UN-Botschafter Hau Do-suan.

Mehr als eine halbe Million Flüchtlinge

Uno-Angaben zufolge ist die Zahl der Rohingya-Flüchtlinge zuletzt dramatisch gestiegen. Bisher seien 582.000 Rohingya ins Nachbarland Bangladesch geflohen, vergangene Woche wurde die Zahl noch auf 530.000 geschätzt. Zum Teil sind sie an der Grenze zwischen Myanmar und Bangladesch gestrandet. Hunderttausende leben im bengalischen Bezirk Cox's Bazar unter schlimmsten Bedingungen, sie haben kaum Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen. Helfer befürchten den Ausbruch von Infektionskrankheiten wie Cholera.

Nach dem UN-Spendenaufruf von 434 Millionen Dollar (fast 370 Millionen Euro) für sechs Monate seien bisher 24 Prozent der Summe eingegangen. Darin enthalten ist auch die Forderung der Internationalen Organisation für Migration (IOM), die um 120 Millionen US-Dollar (etwa 102 Millionen Euro) für die Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch gebeten hatte, da es sich um "einen kritischen humanitären Notfall" handle. Am 23. Oktober soll in Genf eine Geberkonferenz stattfinden. (Noura Maan, 17.10.2017)