Angriffe auf Schulen halten Eltern in Afghanistan davon ab, ihre Töchter zur Schule zu schicken, heißt es im Bericht von Human Rights Watch.

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Kabul – Die Zahl der afghanischen Mädchen mit Schulbildung geht zurück, warnen ExpertInnen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. In einem am Dienstag veröffentlichten Bericht über den Zugang afghanischer Mädchen zu Bildung heißt es, die Bemühungen von Hilfsgebern und Regierung seien in den vergangenen Jahren erheblich eingebrochen.

"16 Jahre nachdem die US-geführte militärische Intervention die Taliban vertrieben hat, gehen etwa zwei Drittel aller afghanischen Mädchen nicht zur Schule", heißt es in dem Bericht.

Fehlende Sicherheit

Zur Zeit des Taliban-Regimes zwischen 1996 und 2001 durften nur wenige Mädchen zur Schule gehen. Die "Befreiung" der afghanischen Mädchen und Frauen war ab 2002 eine zentrale Begründung für den internationalen Einsatz in Afghanistan. Aber selbst optimistischen Statistiken zufolge sei der Prozentsatz der Mädchen, die zur Schule gingen, nie höher als 50 Prozent gewesen, heißt es in dem Bericht.

Nun trieben die schlechte Sicherheitslage, Armut und Binnenflucht wieder Mädchen aus den Schulen, sagt Frauenrechtsdirektorin Liesl Gerntholtz. "Ein einziger Angriff kann hunderte Eltern ängstigen und für Jahre davon abhalten, Töchter zur Schule zu schicken", heißt es in dem Bericht. Die Taliban kontrollieren nach Militärangaben heute rund elf Prozent des Landes und kämpfen um weitere 30 Prozent.

Eltern wollen Töchter nicht von Männern unterrichten lassen

Besonders problematisch sei, dass Lehrerinnen fehlen. Denn viele Eltern würden es nicht erlauben, dass ihre Töchter von Männern unterrichtet werden, sagt die Autorin des Berichts, Heather Barr. In sieben von 34 Provinzen seien weniger als zehn Prozent aller Lehrkräfte Frauen, in 17 Provinzen seien es weniger als 20 Prozent. Andere Barrieren seien die Ablehnung von Mädchenbildung in Gemeinden, die frühe Verheiratung von Mädchen, Kinderarbeit und ein Mangel an Schulen.

Human Rights Watch kritisiert auch, dass die Hilfsgelder weniger werden. Viele Kinder würden aus Mangel an staatlichen Schulen in NGO-Initiativen lernen, wo sich der Geldmangel schon bemerkbar mache. (APA, 17.10.2017)