"Online-Belästigung ist einfach, und es gibt nur wenige Konsequenzen."

Foto: Feminist Frequency

Mit der Videoreihe "Tropes vs. Women" übte Anita Sarkeesian Kritik an der klischeehaften und sexualisierten Darstellung von Frauen in einigen Videospielen. Ihre Arbeit brachte ihr viel Zustimmung, aber auch einige Kritik ein. Wenige Freunde fand sie bei vielen Nutzern, die sich mit der "Gamergate"-Bewegung identifizierten. Aus diesem Umfeld erhielt Sarkeesian zahlreiche Mord- und Vergewaltigungsdrohungen.

Fünf Jahre später, so schreibt ihre Initiative "Feminist Frequency", sei die Belästigung von Frauen und Minderheiten immer noch gang und gäbe. Sarkeesian versucht nun trotzdem, aus dem Schatten dieser Vergangenheit zu treten. Sie wolle nicht länger nur "die Frau, die 'Gamergate' überlebt hat", sein, schreibt der "Guardian".

"Dicke Haut" ist keine Lösung

Die Social-Media-Benachrichtigungen an Feminist Frequency werden mittlerweile meist von Angestellten der Initiative gelesen. Sarkeesian gibt aber zu bedenken, dass dieses Vorgehen ein zweischneidiges Schwert sei. Wer sich seltener mit den Hassbotschaften konfrontiert, dem setzen diese dafür schwerer zu, wenn man es tut.

Sie empfiehlt Betroffenen, sich stärker um sich selbst zu kümmern und gegebenenfalls Psychotherapie in Anspruch zu nehmen. Von dem Ratschlag, sich einfach eine "dicke Haut" zuzulegen und den Hass stillschweigend hinzunehmen, hält sie hingegen nichts.

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Videospielindustrie macht Fortschritte

"Online-Belästigung ist einfach, und es gibt nur wenige Konsequenzen. Manchmal passiert etwas, aber es fühlt sich an, als würde man einen fundamentalen Fehler mit einem Pflaster heilen wollen", so Sarkeesian. Sie hofft, dass die Betreiber der nächsten großen Internetplattform ein gutes Konzept parat haben, um Hass und Belästigung entgegenzuwirken. Auf Twitter organisiert sie sich mit Gleichgesinnten und sucht nach Wegen, das Medium weniger "giftig" zu machen.

Lob findet sie für die Videospielindustrie. Hier hat sich ihrer Ansicht nach ein unerwartet schneller Wandel eingestellt. In vielen Spielen finde man nun starke weibliche Protagonisten, Rollenklischees würden seltener. Aufholen müsse die Branche allerdings noch im Umgang mit ihren realen Mitarbeiterinnen. Immer noch erhalte sie viele Rückmeldungen von Frauen, die belästigt oder aufgrund ihres Geschlechts schlechtergestellt würden.

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Sarkeesians Tätigkeitsbereich hat sich allerdings verbreitert. Ein Grund dafür war die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. In einer neuen Webserie, "The Freq Show", widmet sie sich den Zusammenhängen zwischen der medialen Darstellung von Frauen und frauenspezifischen Themen und dem politischen Klima in den USA. (red, 17.10.2017)