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Rohingya-Flüchtlinge an der Grenze zu Bangladesch am Dienstag.

Foto: REUTERS/Jorge Silva

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Rohingya-Flüchtlinge auf einem schmalen Streifen Land in Anjuman Para in Bangladesch. Insgesamt sind seit Ausbruch der Gewalt mehr als 580.000 Menschen aus Myanmar geflohen.

Foto: Roger Arnold/UNHCR via AP

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) hat nach eigenen Angaben neue Beweise für die systematische Vertreibung der Rohingya in Myanmar. In einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht beschreibt die NGO, wie Myanmars Sicherheitskräfte im nördlichen Bundesstaat Rakhine in einer gezielten Kampagne Angehörige der muslimischen Minderheit töten, vergewaltigen und ihre Dörfer in Brand setzen.

Die neue Gewaltwelle begann Ende August nach Überfällen auf Sicherheitskräfte durch militante Rohingya. Amnesty zufolge kam es nur wenige Stunden danach zu den ersten Angriffen im Bundesstaat Rakhine, bei denen Sicherheitskräfte und Selbstjustiz-Mobs ganze Dörfer der muslimischen Minderheit niedergebrannt und auf fliehende Menschen geschossen hätten.

Dabei stützt sich die NGO auf Satellitenbilder, Fotos und Videos aus der Region sowie Auswertungen der Daten eines Branderkennungssystems. Darüber hinaus sprach die NGO mit mehr als 120 Rohingya, die in den vergangenen Wochen nach Bangladesch geflohen sind und von Mord, Folter und sexueller Gewalt berichteten.

Hunderttausende auf der Flucht

"Diese Gräueltaten treiben die schlimmste Flüchtlingskrise in der Region seit Jahrzehnten voran", kritisiert Amnesty-Expertin Tirana Hassan laut einer Aussendung am Dienstag. Mehr als 582.000 Rohingya flohen laut UN-Angaben seit Ausbruch der Gewalt Ende August in das benachbarte Bangladesch. Etwa 60 Prozent der Flüchtlinge seien Kinder.

"Die internationale Gemeinschaft muss sicherstellen, dass die ethnische Säuberungskampagne nicht ihr rechtswidriges, verwerfliches Ziel erreicht", so Hassan weiter. Juristisch ausgedrückt seien es Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Amnesty fordert daher ein internationales Waffenembargo gegen das südostasiatische Land. Zudem soll das benachbarte Bangladesch mehr Unterstützung erhalten, um den Flüchtlingen sicheres Asyl und angemessene Lebensbedingungen zu gewähren.

Vorwürfe zurückgewiesen

Myanmars Armeechef Min Aung Hlaing zeigte sich angesichts der Vorwürfe zuletzt unnachgiebig. Einen kürzlich erschienenen UN-Bericht über systematische Vertreibungen der Muslime wies er als "übertrieben" zurück und warf den Medien "Verhetzung und Propaganda" vor.

Myanmars Regierung bestreitet, dass die muslimischen Rohingya vertrieben werden. Die Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi betrachtet die Rohingya wie die Militärregierung vor ihr aber als illegale Einwanderer. Das überwiegend buddhistische Land verweigert ihnen die Staatsbürgerschaft, obwohl viele Rohingyas seit Generationen dort leben. (APA, 18.10.2017)