In "Oh Magic" von Simon Mayer springen Auge und Ohr zwischen außer sich geratenden Körpern und lebendig wirkenden Geräten hin und her.


Foto: Wolf Silveri

Wien – Zaubern müsste man können. Und das Brut-Theater im Handumdrehen frisch renoviert aus dem Hut holen. Das hätte nur einen ganz winzigen Nachteil: Die jetzt anlaufende nomadische Spielzeit 2017/18 fände nicht statt. Und Simon Mayer käme mit seinem neuen Stück Oh Magic zur Wiener Erstaufführung ans Haus am Karlsplatz anstatt in die Halle G im Museumsquartier (MQ). Die eigentlich ein Spielort des Tanzquartier Wien (TQW) wäre, wenn sich dieses nicht im Umbau befände und seine Tore erst wieder kommenden Jänner öffnete.

Liebes Publikum, lass dich nicht verwirren. Die Brut-Saison startet am Donnerstag in der MQ-TQW-Halle G, und zwar magisch: Mayers ausgesprochen abrakadabratische Combo zieht während ihrer Performance nicht nur sich selbst aus dem Hut, sondern auch Es. Nicht direkt das Freud'sche und auch nicht unmittelbar Stephen Kings Clown, sondern das Ding – den Roboter. Die Maschine. Es, das Gerät, wie es uns schon längst im Griff hat. Wird mit ihm nicht zu viel fauler Zauber betrieben?

brut Wien

Bei Oh Magic performen Clara Frühstück, Tobias Leibetseder, Patric Redl und Manuel Wagner also nicht allein, und sie leisten ihren Beitrag zum aktuellen Posthumanismusdiskurs. In Mayers, wie er es nennt, "Kompografie" springen Auge und Ohr zwischen außer sich geratenden Körpern und lebendig wirkenden Geräten. Die wirken so, weil Menschen sie für Menschenaugen gemacht haben: Unsere Bereitschaft, totes Blech anzusehen, als ob es lebendig wäre, fördert die Geschäfte jener, die den lebendigen Körper zu überwinden suchen.

Diesem Posthumanismus, jener Auslöschungsideologie im Gewand einer technologischen Heilslehre, folgen Mayer und die Seinen – der Sound kommt von Tobias Leibetseder – keineswegs. Aber ebenso vergeblich wird man auf warnend erhobene Zeigefinger warten. Und sie bei all dem, was sich auf der Oh Magic-Bühne tut, kaum vermissen. So wenig wie den Affentanz um das Goldene Kalb namens "KI". (Helmut Ploebst, 17.10.2017)