Georg Kusztrich als Arnulf foliert den Toten ein.

Foto: Bettina Frenzel

Der Fleischhacker Arnulf hat ein Problem: Die liebe Kundschaft nervt gewaltig, und das Geschäft läuft auch schlecht. Seinem Überdruss macht Georg Kusztrich in Die Fleischbank Luft, indem er stöhnt, einen Block Rindsripperl malträtiert, wieder stöhnt. In Monologen klagt er dem Publikum sein Leid, das Transistorradio spielt Klassik.

Man hätte es eigentlich nicht bemerkt, doch sei er "ein bisserl langsam", wie Ex-Gspusi Hedwig (Christina Saginth) und Gauner-Spezl Harry (Bernie Feit) nicht müde werden zu betonen, während sie ihn übers Ohr hauen. In klischeehaften 1980er-Jahre-Outfits (Hawaii-Hemd, Vokuhila, Ledermini) sollen sie für Favoritner Lokalkolorit sorgen.

Im Zustand größter Entnervtheit wird Arnulf von "Anfällen" heimgesucht, ein Schwein erscheint ihm im Tutu (Lara Buchsteiner). Im Wahn erschlägt er den Geldbriefträger mit dem Hackebeil, erlebt durch den Mord seinen "Weltrausch" und lässt sich fortan nicht mehr foppen. Der Wahnsinn wird spürbar, unklar bleibt, ob das nun komisch oder traurig sein soll.

Peter M. Preissler hat das Stück 1984 bereits inszeniert und wiederholt dies nun im Theater zum Fürchten in der Scala. Warum er das Stück aus der Kühlkammer geholt hat, bleibt unklar, aber Frischluft hätte gut getan. Im Mief vergangener Zeiten mischen sich anzügliche Witzchen (Würstellänge) mit Pseudophilosophischem zum Sterben. Tiefpunkt: Bernie Feits Auftritt als "Behinderter", der für hysterische Lacher im Publikum sorgt. Dessen Beeinträchtigung wird so richtig ausgeschlachtet: Er muss stottern, zittern, schreien, sich einnässen.

Die Szene verdeutlicht aufs unangenehmste, was hier zu sehen ist: Sozialporno auf Privatfernsehen-Niveau, die Belustigung am Schwächeren. Zwischen den grellen Kostümen und Dialektdarbietungen geht jegliches reflexive Potenzial verloren, das Publikum dankt’s mit Applaus und Bravo-Rufen. (heka, 17.10.2017)