Magna hat bereits Tests mit einem umgebauten Model S von Tesla durchgeführt. In den Prototyp wurden drei eigene Motoren (zwei für die Hinterräder, einen für die Vorderräder) eingebaut.

Foto: Magna

Wien – Es sind recht gegensätzliche Kommentare, die Tesla in der Branche derzeit hervorruft. Einerseits werden die Kalifornier – insbesondere von Investorenseite – zum Star der Elektroautobranche erklärt. Andererseits hinkt Tesla-Gründer Elon Musk fast schon notorisch seinen Zielen hinterher. Bei der Fertigung der Modelle hinkt der US-Konzern weit hinter den Plänen hinterher, und auch die stetigen Verluste werden kritisch gesehen.

Zumindest bei der Produktion dürfte Tesla Alternativen in Erwägung ziehen. Glaubt man Insidern, wird ein Standort in Europa gesucht. Das Gerücht ist zwar nicht neu, allerdings wird es gerade aufgefrischt. Ausgerechnet ein österreichischer Zulieferer hat nach einem Besuch in Palo Alto und Gesprächen auf höherer Ebene Hinweise auf eine Tesla-Fertigung auf dem alten Kontinent erhalten. Es dreht sich um die Polytec-Gruppe, die in Hörsching nahe Linz sitzt und mit 4.500 Mitarbeitern international tätig ist. Spezialgebiet: Leichtbauteile aus Kunststoff, darunter Batteriekonsolen und -abdeckungen.

"Großes Interesse"

Finanzchef Peter Haidenek berichtet von einem "großen Interesse seitens Tesla an einer Partnerschaft mit Polytec in Verbindung mit einem möglichen Standort in Europa". Bei der Abdeckung der Batterie, die sich im Unterboden des Fahrzeugs befindet, seien die Oberösterreicher beispielsweise führend. Auch andere Produkte könnten dafür sorgen, dass Autos deutlich an Gewicht verlieren. Unter anderem VW, BMW und Daimler setzen auf Leichtbau aus Hörsching.

Haidenek betont aber auch, dass weder Zulieferungen noch das Tesla-Engagement in Europa konkret seien. "Wenn überhaupt, gibt es noch keine Örtlichkeit für einen Standort", sagt der Polytec-Manager zum STANDARD. Sicher ist sich Haidenek, dass die Amerikaner Zulieferketten für eine Fertigung außerhalb der USA suchen.

Wenn von Europa die Rede ist, kommt rasch Magna ins Gespräch. Der von Frank Stronach gegründete Konzern verfügt über entsprechende Kompetenz bei Elektroantrieb und Assembling. So wird beispielsweise ab 2018 der vollelektrische Jaguar I-Pace in der Steiermark gebaut. Auch wenn es keine offiziellen Hinweise gibt, haben einige Beobachter Magna auf der Rechnung. "Magna kann das auf jeden Fall, das wäre eine sinnvolle Kombination", sagt ein Experte, der namentlich nicht genannt werden will.

Ab 150.000 Stück sinnvoll

Er schätzt, dass eine eigene Produktion für Tesla ab einer Stückzahlbandbreite von 150.000 bis 200.000 Einheiten sinnvoll sei. Insgesamt sprach der Konzern zuletzt von 450.000 Bestellungen für das Model 3. Im nächsten Jahr sollen bereits 500.000 Autos gefertigt werden. Die Realität stimmt mit den Plänen aber selten überein. Im dritten Quartal konnten anstatt 1.500 nur 260 Fahrzeuge gebaut werden. Zudem platzte vor wenigen Tagen die Nachricht herein, dass Tesla hunderte Mitarbeiter entlassen habe, die bei Leistungstests durchgefallen seien.

Die Pannenserie spricht für eine Partnerschaft in Europa, bestätigt werden derartige Überlegungen von Tesla aber nicht. Magna war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Selbst wenn die Amerikaner den Schritt über den Atlantik setzen sollten, gäbe es beim Standort einige Konkurrenz für Österreich. Die Slowakei und andere osteuropäische Länder haben nach wie vor Kostenvorteile. Zudem verfügen die Amerikaner bereits über eine kleinere Produktion im niederländischen Tilburg, wo einige Teile eingebaut werden. Ein Ausbau dieser Fertigung wäre ebenso denkbar wie ein völlig neuer Standort, meint ein Branchenkenner. (Andreas Schnauder, 18.10.2017)