Naturwein: "TÏN" wird viele Monate mit Butz und Stingl vergoren und dann weitgehend sich selbst überlassen.

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Was wurde eigentlich aus Chianti? Das einstige Nationalgetränk der Italiener ist aus der Mode gekommen. Bis weit in die 1990er war Chianti Classico der Inbegriff der Weinkultur. Doch zunehmend bestimmten banale Wässerchen den Markt.

Als Draufgabe glaubten Weindynastien, die Welt mit hochgetunten Supertuscans traktieren zu müssen: überteuerten Testosteronbomben aus internationalen Sorten nach Bordeaux-Muster. Jetzt vegetieren die Ornellaias und Sassicaias wohl in den Kellern neureicher Weinsammler dahin.

Selbst die sogenannte Toskana-Fraktion scheint vom Aussterben bedroht. Aber die geschundene Region hat überlebt. Und mit ihr einige Weinmacher, die Chianti abseits von Industriefusel produzieren. Wie etwa Silvio Messena: Neben Chianti Classico und den autochthonen Sorten Canaiolo und Colorino baut der Biobetrieb auch einen reinsortigen Sangiovese in der Amphore aus.

"TÏN" wird viele Monate mit Butz und Stingl vergoren und dann weitgehend sich selbst überlassen. Das Ergebnis ist ein herrlich wilder Rotwein, der keine Spur von Fehltönen aufweist, die man den Amphorenweinen doch so gerne attestiert. (Christina Fieber, RONDO, 31.10.2017)