Jeeps mit Dachzelt sind im Oman gefragt: In der Wüste darf man überall campieren.

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Die Wahiba-Wüste

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Oasenstadt Nizwa

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Jebel Akhdar, das über 3.000 Meter hohe Gebirge im Norden des Landes

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Der rotgelbe Sand ist überall, egal wohin man blickt. Wie soll man da den richtigen Platz finden, um sein Camp aufzuschlagen? Auf jeden Fall sollte es eine Stelle sein, an der der Wind besonders schöne Dünen geformt hat. Und weit genug weg von der Piste, damit man nicht von Einheimischen aufgeweckt wird, die nach ihren Kamelen Ausschau halten. Aber auch nicht zu weit weg, damit der Jeep nicht im tiefen Sand der omanischen Wahiba-Wüste steckenbleibt. Hat man erst einmal einen geeigneten Platz gefunden, geht alles ganz schnell: Auf den Geländewagen kraxeln, Plane aufklappen, Leiter runterschieben – schon steht das Zelt auf dem Autodach.

Auf einer Jeep-Rundreise durch den Oman hat man bei der Wahl des Nachtlagers völlig freie Hand. Wildes Campieren ist – wie in manchen Teilen Skandinaviens – in dem Sultanat auf der Arabischen Halbinsel fast überall erlaubt. Omanische Jugendliche, die an den Wochenenden immer öfter zum Zelten in die Wüste oder in die Berge fahren, haben diesen Trend geprägt. Nun machen es ihnen Touristen in geländegängigen Wagen mit Dachzelt nach. Auch wenn einem in der ersten Nacht mulmig zumute sein kann: Man muss sich nicht sorgen, der Oman ist ein sicheres Land, die Menschen begegnen Campern offen und freundlich.

Weiterschwimmen

Campingtouren mit dem Jeep können im Oman individuell oder mit Guide unternommen werden. Wer sich einen Führer nimmt, startet oft von der Stadt Sur aus ins Landesinnere, vorbei an alten Lehmbauten und Oasen bis zum Wadi Bani Khalid, einem ausgetrockneten Flusslauf, der nur nach Regenfällen Wasser führt. Dort übernimmt dann der Guide den Jeep, und es geht per Schwimmtrekking weiter.

Einen richtigen Weg gibt es nicht durch das enge Flusstal, stattdessen kraxelt man über Felsvorsprünge und zwängt sich durch schroffe Spalten, während es rundherum gurgelt und sprudelt. Und wo gar nichts mehr geht, muss man ins Wasser springen und weiterschwimmen. Fünf Stunden dauert dieses Trekking mit grandioser Aussicht in die Wadi-Schlucht, bis erste Anzeichen der Zivilisation auftauchen: Die Mauer eines Bewässerungssystems kündet das Dorf Sikh an, wo die Tour mit dem Jeep fortgesetzt wird.

Rosenberge

Alleinherrscher Sultan Qabus ibn Said hat den Oman nach seiner Machtübernahme im Jahr 1970 zu einem modernen Land gemacht. Ein Netz hervorragender Straßen führt bis in die entlegensten Dörfer im Jebel Akhdar, dem über 3.000 Meter hohen Gebirge im Norden des Landes. Im Sommer bieten diese Berge eine willkommene Fluchtmöglichkeit aus der heißen Ebene. Seit vielen Generationen werden hier oben auf Terrassenfeldern landwirtschaftliche Produkte angebaut: etwa Granatäpfel, Feigen, Thymian oder Knoblauch. Mehr noch sind die Berge aber für Rosen bekannt, die im Frühjahr überall ihren Duft verströmen.

Von den Höhen des Jebel Akhdar ist es nicht weit bis zur Oasenstadt Nizwa. Schon der Basar am Fuße des prachtvoll renovierten Forts ist sehenswert – und doch kein Vergleich zu dem Schauspiel, das sich jeden Freitag in den Markthallen abspielt: der große Tiermarkt. In einem Rondell sitzen potenzielle Käufer, während Verkäufer wie im Zirkus mit dem Vieh Runden drehen, und die wenigen Touristen versuchen, nicht im Wege zu stehen.

Freiheit

Die Omaner in ihren bodenlangen Dishdashas stört das nicht, so sehr sind sie mit dem Handeln beschäftigt: Sie beäugen die Tiere ganz genau, kontrollieren die Zähne und bieten wild gestikulierend. Meckernde und blökende Einkäufe werden einfach am Rand des Rondells abgestellt – bis schließlich nach Ziegen und Schafen die wertvolleren Rinder zum Kauf angeboten werden.

Die Campingtour endet dort, wo sie begonnen hat: auf der breiten Autobahn der schnell wachsenden Hauptstadt Maskat. Die Freiheit der vergangenen Tage werden wohl die allermeisten in einem komfortablen Hotelbett umgehend vermissen. (Sascha Rettig, RONDO, 31.10.2017)