Menschen sind kompliziert, und wenn sie kommunizieren, wird es noch komplizierter. In Person to Person, dem zweiten Langfilm des US-amerikanischen Regisseurs Dustin Guy Defa, gibt es dafür anschauliche und mit viel komischem Feinsinn herausgearbeitete Beispiele. Da wären etwa zwei weibliche Teenager (eine davon wird von der Ex-Fashion-Bloggerin und Publizistin Tavi Gevinson verkörpert), die sich wortgewandt über die Besonderheiten des männlichen Körpers unterhalten, sich in direktem Kontakt mit dieser Spezies jedoch schnell in Missverständnissen verstricken.

Michael Cera und Abbi Jacobson in "Person to Person".
Foto: Viennale

Defa hat ein paar solcher episodischer Vignetten um zwischenmenschliche Schieflagen und individuelle Krisen zu einem entspannten New-York-Film verwoben, in dem es mehr um die Liebe zum Detail als zum großen Ganzen geht. Die Geschichten müssen sich nicht berühren, lassen aber unbedingt freie Assoziationen zu. Abbi Jacobson spielt beispielsweise eine Zeitungspraktikantin, die einen Tag lang an der Seite von Angeberkollege Phil (Michael Cera) erleben muss, dass diese Profession gleich in mehrfacher Hinsicht gegen ihre moralischen Auffassungen verstößt.

Plattensammler Benny (Bene Coopersmith) wird dagegen zum Opfer einer betrügerischen Transaktion, und da auch Vinylliebhaber ein großes Ethos haben, ist dies kein leichtes Verbrechen. Unaufrichtigkeiten sind bei Defas sympathisierendem, aber eben auch eine Spur ironisch entrücktem Blick auf New Yorker Lebensrealitäten dennoch gar nicht so sehr "Thema". Es geht ihm mehr um die Auseinandersetzung mit den Widersprüchen seiner Charaktere, um ihre Liebe zu Überzeugungen, mit denen sie erst in der Defensive herausrücken.

Magnolia Pictures & Magnet Releasing

Defa hat vor Person to Person eine ganze Reihe formidabler Kurzfilme gedreht, in denen er bereits seine Sensibilität für die surrealen Qualitäten des Alltags erkennen ließ. Die Filme suchen weniger den hervorgehobenen Moment als Zwischenräume, Nischen der Eigentlichkeit. Das geht auch mit einer Freude am Analogen einher, via Objekte, die im Film herumkursieren, und die er auch mit seinem Look und souligen Score demonstriert. (Dominik Kamalzadeh, 20.10.2017)