Auch rezente Welsarten besitzen Zähne, die auf ihrer Körperoberfläche wachsen. Wie diese Körperbezahnung entstand, haben nun Schweizer Forscher genauer untersucht.

Foto: Gregory Loichot

Genf – Als die ersten Wirbeltiere Zähne entwickelten, eröffnete sich ihnen ein völlig neues Nahrungsspektrum. Wie Fossilien belegen, trugen einige frühe Arten auch Zähne am Körper außerhalb des Mauls. Forscher der Universität Genf sind der Evolution dieser Körperbezahnung auf den Grund gegangen und berichten davon im Fachblatt "Proceedings of the Royal Society B".

Bei den meisten der heutigen Wirbeltiere entwickeln sich die Zähne ausschließlich im Mund, es gibt jedoch Ausnahmen: Gewisse Fischarten, die zu den Welsen gehören, haben die Körperbezahnung im Laufe ihrer Evolution wieder neu entwickelt, wie Juan Montoya-Burgos von der Uni Genf erklärte. Er wollte entschlüsseln, wie es dazu kam und wie sich diese Zähne außerhalb des Munds entwickeln.

Regenerationsfähige Körperzähne

Schuppen besitzen diese Welse nicht, dafür aber einen Panzer aus knochigen Platten, auf denen die Zähne sitzen. Diese Zähne helfen bei der Verteidigung, fallen regelmäßig aus und wachsen wieder nach, sind also regenerationsfähig. Bei Männchen werden sie während der Paarungszeit länger. Dann dienen sie dem Werben um die Damenwelt.

Die Genfer Forscher Montoya-Burgos und Carlos Rivera-Rivera rekonstruierten die Evolution der Körperbezahnung, indem sie die Erbgutsequenzen von Wels-Arten mit und ohne solche Zähne verglichen. Demnach entstanden die Zähne vor rund 120 Millionen Jahren – lange bevor sich die Knochenplatten entwickelten. Diese seien also keine Voraussetzung für die Entwicklung der Zähne gewesen, so die Schlussfolgerung.

Knochenstruktur als Grundlage

Eine anatomische Analyse zeigt, dass sich die Zähne dennoch immer auf einer Knochenstruktur – egal welcher Art – entwickelten. "Der Knochen spielt offenbar eine Schlüsselrolle, um Zahngewebe hervorzubringen", sagte Rivera-Rivera.

Nun wollen die Wissenschafter den molekularen Dialog zwischen Knochen und Zahn entschlüsseln, der letzterem erlaubt, sich zu entwickeln und zu regenerieren. Dies sei ein wichtiges Puzzlestück, um die Mechanismen hinter der Zahnentwicklung aller Wirbeltiere aufzuklären, schrieb die Universität Genf. (APA, red, 27.10.2017)