"You're one tough son of a bitch." Der das sagt, ist der Arzt eines kleinen, staubigen Wüstenkaffs. Der missmutige Patient wird Lucky genannt, ist 90 Jahre alt und kürzlich in seiner Küche umgekippt. Ansonsten aber ist er pumperlgesund. Das Rauchen soll er besser nicht lassen, so der Arzt weiter, das würde wohl mehr schaden als nützen.

John Carroll Lynch hat Lucky Harry Dean Stanton auf den mageren Leib geschrieben. Wenn der Film nun die Viennale eröffnet, wird man ihn mit anderen Augen sehen als noch bei der Europa-Premiere in Locarno. Denn im September geschah, was man schon nicht mehr für möglich hielt: Stanton ist gestorben. Nun wird der Film, der knorrigen Unsentimentalität seiner Hauptfigur zum Trotz, wohl auch wehmütig stimmen. Etwa wenn der so gar nicht liberale Lucky vor der Hispano-Gemeinde noch einmal Volver, volver intoniert.

Die Umarmung der Endlichkeit gehört zu Lucky allerdings schon immer dazu. Das merkt man auch daran, dass David Lynch als kauziger Barbesucher irgendwann akzeptiert, dass seine entlaufene Schildkröte nicht mehr zurückkehren wird, sondern ein neues Leben ohne ihn begonnen hat. Eine ähnliche Einsicht wünscht man all jenen, die über die Zukunft der Viennale mitentscheiden: Ein Festival kann zwar nichts selbst bestimmen, aber man kann ihm die Freiheit gewähren, weiter zu wachsen. (Dominik Kamalzadeh, 19.10.2017)