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Der Kryptorubel soll in reale Rubel umtauschbar sein, Kauf und Verkauf werden besteuert.

Foto: Reuters/Ilya Naymushin

Erst verflucht, nun gebucht: Die russische Führung will eine eigene Kryptowährung einführen, den Kryptorubel. Dieser weist allerdings gravierende Unterschiede zu Bitcoin und Co auf.

Lange stand der Kreml dem Aufstieg der Kryptowährungen misstrauisch gegenüber. Die Anonymität und Dezentralität des Zahlungsverkehrs waren Moskau suspekt. Die Währungen wurden als Finanzierungsquelle für Extremisten und Terroristen kritisiert – teilweise übrigens zu Recht. Zudem ließen sich Kursentwicklungen kaum vorhersagen. Als vergleichbar mit dem "Goldrausch" in Kalifornien bezeichnete Zentralbankchefin Elvira Nabiullina Anfang September den steilen Kursanstieg des Bitcoins. Sie beunruhige, dass Bitcoins zunehmend im Zahlungsverkehr eingesetzt werden. "Wir werden die Nutzung der Kryptovaluta als Geldersatz nicht zulassen", kündigte sie an.

Kreml will Kontrolle

Nun vollzieht Russlands Regierung die Wende: Urheber ist Präsident Wladimir Putin selbst, der sich bereits im Juni beim Petersburger Wirtschaftsforum mit dem Erschaffer der global zweitgrößten Kryptowährung Ethereum, Witalik Buterin, getroffen hatte. Bei einer Regierungssitzung zum Thema in der vergangenen Woche forderte der Kremlchef nun, in die Offensive zu gehen. "Der Staat übernimmt die Regulierung der Emissionen von Kryptowährungen, ihr Mining und den Umlaufprozess. Der Staat muss das alles unter seine Kontrolle nehmen", erläuterte Finanzminister Anton Siluanow das Konzept.

Dahinter dürften wohl mehrere Überlegungen stecken: Der zunehmenden Popularität von Bitcoin haben bisher weder die in den Medien verbreitete Kritik noch der rechtlich unsichere Status etwas anhaben können. Zudem bietet die Anonymität der Kryptowährungen Russland ebenfalls Vorteile, können doch damit gegebenenfalls Sanktionen umgangen werden.

In reale Rubel umtauschbar

Als Verantwortliche für die Einführung wurden das russische Finanzministerium, die Zentralbank und die Finanzaufsichtsbehörde Rosfinmonitoring benannt. Der Kryptorubel soll in reale Rubel umtauschbar sein, Kauf und Verkauf werden mit 13 Prozent besteuert. Genaue Berechnungen für die Kosten der Einführung gibt es nicht.

Aus Unternehmerkreisen kommen unterschiedliche Reaktionen: Während einige Finanzexperten dazu raten, mit schon bestehenden auf Blockchain beruhenden Zahlungssystemen zu kooperieren, um ausländische Investoren anzulocken, hat die "Vereinigung für die Entwicklung des Geschäftspatriotismus" die Duma aufgefordert, nur den Umlauf des eigenen kontrollierbaren Kryptorubels zuzulassen. Anderenfalls würden Schattenwirtschaft, Korruption, Drogenhandel und Terrorismus gefördert, so ihr Argument. (André Ballin aus Moskau, 18.10.2017)