Ankara – Ein bekannter türkischer Geschäftsmann und Förderer der Zivilgesellschaft ist am Istanbuler Flughafen Atatürk unter noch unbekannten Vorwürfen festgenommen worden. Die Polizei habe Osman Kavala nach seiner Rückreise aus dem südosttürkischen Gaziantep in Gewahrsam genommen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag. Der Hintergrund der Polizeiaktion war zunächst unklar.

Kavala ist unter anderem Vorsitzender des Kulturinstituts Anadolu Kültür, das auch mit dem deutschen Goethe-Institut in Istanbul zusammenarbeitet. Er ist außerdem im Vorstand mehrerer zivilgesellschaftlicher Organisationen. Kavala setzt sich seit Jahren für eine Verständigung mit Armenien ein.

Veranstaltung mit Goethe-Institut

Die Zeitung "Hürriyet" berichtete, Kavala habe in Gaziantep an einer Versammlung teilgenommen, um eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Goethe-Institut zu planen. Die Polizei habe ihn am Aussteigen gehindert und noch im Flugzeug festgenommen. Das Büro von Anadolu Kültür in Istanbul sei durchsucht worden.

Der Türkei-Experte der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, Andrew Gardner, forderte via Twitter Kavalas sofortige Freilassung und bezeichnete die Festnahme als "neuesten Angriff auf die Zivilgesellschaft in der Türkei". "Osman Kavala hat sich unermüdlich für Versöhnung, Dialog und die Herrschaft des Rechts in der Türkei eingesetzt", erklärte Emma Sinclair-Webb von Human Rights Watch.

Seit dem Putschversuch im Juli 2016 wurden in der Türkei Zehntausende inhaftiert. Die türkische Führung macht den in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen für den gescheiterten Putsch verantwortlich und geht seitdem gegen angebliche Anhänger aber auch gegen Oppositionelle vor. (APA, 19.10.2017)