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Der deutsche Softwareriese SAP hofft nach einem enttäuschenden dritten Quartal auf einen Jahresendspurt. "Es gibt eine riesige Pipeline", sagte Firmenchef Bill McDermott am Donnerstag. Das Geschäft mit Cloud-Software werde im vierten Quartal um 35 Prozent oder mehr anziehen, immer mehr Kunden träfen ihre Entscheidungen erst in den letzten Monaten des Jahres.

Die Umsatzprognose für 2017 schraubte Europas wertvollstes Technologieunternehmen vorsorglich leicht nach oben.

Die SAP-Aktie war mit Abstand größter Dax-Verlierer

An der Börse zog das aber nicht. Die SAP-Aktie war mit Abstand größter Dax-Verlierer, sie büßte mehr als zwei Prozent ein. Das lag vor allem an der jüngsten Quartalsbilanz. "Die Zahlen liegen unter den Erwartungen", sagte ein Aktienhändler. Wegen der Dollar-Schwäche verlangsamte sich das Wachstum, denn SAP bilanziert in Euro, obwohl der US-Markt zu den wichtigsten Einnahmequellen gehört: Der Gesamtumsatz legte im dritten Quartal nur um vier Prozent auf 5,59 Mrd. Euro zu, zum Halbjahr hatte es noch ein Plus von elf Prozent gegeben. Die Neuaufträge im Cloud-Geschäft stiegen um 19 Prozent, nach 37 Prozent in den ersten sechs Monaten. "Das wird den Markt beunruhigen", sagte Analyst Nicolas David von der Bank Oddo BHF. Das operative Ergebnis (Non-IFRS) hielt sich stabil bei 1,64 Mrd. Euro.

SAP setzt ebenso wie US-Erzrivale Oracle auf das Zukunftsgeschäft mit der Datenwolke. Angesichts schnellerer Internetverbindungen und einfacherer Wartungsmöglichkeiten verzichten immer mehr Firmen darauf, teure Software-Lizenzen zu erwerben und kaufen stattdessen flexiblere Web-Abos. Die Anbieter liefern sich allerdings einen harten Wettbewerb. Neben Oracle kämpfen auch IBM, Workday, Amazon und Salesforce um die Kunden. Auch der US-Softwarekonzern Adobe, der für sein Bildbearbeitungsprogramm Photoshop und die PDF-Dokumente-Software Acrobat Reader bekannt ist, setzt verstärkt auf die Cloud. Die Geschäfte laufen so gut, dass das Unternehmen fürs Geschäftsjahr 2018 einen Gewinn und Umsatz über den bisherigen Analystenerwartungen vorhersagt. Die Prognose, veröffentlicht in der Nacht zum Donnerstag, ließ die Adobe-Aktie nachbörslich an der Wall Street in die Höhe schnellen.

"Die Cloud rockt bei SAP."

Branchenexperten sind sich sicher: Wer zuerst den Markt besetzt, dürfte auch längerfristig die Nase vorn haben. SAP-Chef McDermott schreibt seinem Konzern dabei beste Chancen zu: "Die Cloud rockt bei SAP." Er versicherte: "Wir nehmen unseren Wettbewerbern Marktanteile ab." Bei SAP legte das Geschäft mit Anwendungen im Internet im Sommer währungsbereinigt um 27 Prozent auf 938 Mio. Euro zu, während das Lizenzgeschäft bei 1,033 Mrd. Euro fast stagnierte. Allerdings zog die Nachfrage nach Cloud-Software in der weltgrößten Volkswirtschaft USA zuletzt nur um 19 Prozent an, was Gartner-Analyst Massimi Pezzini als enttäuschend bezeichnete.

Die Prognose für den Konzernumsatz hob SAP um 100 Mio. Euro an: 2017 wird nun – bereinigt um Sondereffekte und Wechselkursschwankungen – mit Erlösen zwischen 23,4 und 23,8 Mrd. Euro gerechnet.

Die Neuausrichtung auf die Cloud erfordert hohe Investitionen in Rechenzentren, neue Software und Belegschaft. Dies belastete bei SAP über viele Quartale die Marge, was nun allerdings langsam ein Ende finden soll. "Wir haben sehr gute Chancen, im vierten Quartal währungsbereinigt eine gleichbleibende Marge zu erreichen", kündigte Finanzchef Luka Mucic an. 2018 stehe dann die Trendwende an. Dies hänge auch damit zusammen, dass die Einstellungsoffensive langsam auslaufe. Während SAP Ende September 2016 gut 82.400 Mitarbeiter zählte, waren es zwölf Monate später um mehr als 5.400 Leute mehr. Analyst David von Oddo BHF hält es für realistisch, dass SAP 2018 nach fünf Jahren mit sinkenden Margen der Umschwung gelingt. (APA. 19-10. 2017)