Dominic Thiem: "Es war einfach schwach in Asien, das muss man so sagen."

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Wien – Für manche ist Wien ein gutes Pflaster: für Eishockeyfans zum Beispiel – oder die Sozialdemokratie. Für Dominic Thiem lief es in Wien bislang holprig. Ab Montag muss er wieder einmal zur Schau zu stellen, dass er Österreichs derzeit bester Tennisspieler ist. Die Aufgabe ist aber bisweilen keine leichte. Seit 2015 beherbergt die Stadthalle ein Turnier der 500er-Klasse, Direktor Herwig Straka magaziniert stetig auf.

Und obwohl die Superstars Andy Murray und Kei Nishikori verletzungsbedingt absagen mussten, präsentiert sich das Starterfeld in seiner Breite so stark wie nie. Neben den Zugpferden Alexander Zverev (Nummer fünf der Weltrangliste), Thiem (6) und Grigor Dimitrov (8) schlagen noch fünf Spieler der Top 20 auf. Starke Nachwuchsspieler wie Karen Chatschanow oder Andrey Rublew und Dauerbrenner wie Monfils komplettieren. Zwar dämpfen die Absagen von Milos Raonic und Tomas Berdych, das Feld bleibt trotzdem dicht. Eine gemütliche Auslosung spielt’s für Thiem da wohl nicht.

Der 24-Jährige hat überhaupt schon sonnigere Tage gesehen – auch dieses Jahr. Mit dem Semifinale bei den French Open bestätigte Thiem seinen Platz in den Top Ten, die zweite Hälfte der Saison läuft dafür noch gar nicht rund. Auf der Asien-Tour kassierte er in Chengdu, Tokio und Schanghai gleich drei Auftaktniederlagen. Eine Zäsur in Thiems Saison war zweifelsohne die knappe Niederlage gegen Juan Martin del Potro im Achtelfinale der US Open. Seither hat er kein Match mehr gewonnen.

"Einfach schwach"

"Asien war einfach schwach. Jetzt will ich wieder gut Tennis spielen", sagt er. Die Auftaktniederlagen schmerzen offensichtlich, der Niederösterreicher steht schon vor dem ersten Aufschlag in Wien unter Druck. Mit den letzten Wochen will er "sich aber nicht mehr zu sehr beschäftigen". Das Training in der Südstadt mit Coach Günter Bresnik "läuft gut".

Bresnik resümierte die Asien-Tournee mit "maximal erfolglos". "Drei Auftakt-Niederlagen – viel schlechter geht es nicht", sagte der Trainer, wobei er die Leistung im Match gegen Viktor Troicki vergangene Woche in Schanghai als "nicht schlecht" einstufte. Natürlich sei es für das Selbstvertrauen seines Schützlings nicht zuträglich gewesen. "Man muss sich keine Sorgen machen, dass die Form extrem im Keller wäre."

Die vergangenen drei Tage beim Training in der Südstadt habe Thiem richtig gut gespielt. "Wenn er so spielen würde, wie da im Training, würde es diese Niederlagen auch nicht geben."

Wien war für Thiem in der Vergangenheit nicht das allerbeste Pflaster. 2016 setzte es im Achtelfinale eine überraschende Niederlage gegen den Serben Viktor Troicki, Thiem entschuldigte sich anschließend beim Heimpublikum. 2014 und 2015 kam er erst gar nicht über die erste Runde hinaus.

Schatten und Rampenlicht

Für heuer zeigt er sich zuversichtlich, die Saison soll nicht im Schatten der zweiten Hälfte verblassen: "Es stehen noch drei wichtige Turniere an. Ich kann das Ruder herumreißen." Nach Wien spielt er noch Paris-Bercy und das Masters in London. Das Rampenlicht aus österreichischer Sicht teilt sich Thiem mit Sebastian Ofner.

Der Steirer wurde mit einer Wildcard für den Hauptbewerb ausgestattet. Ofner zog in Wimbledon sensationell in die dritte Runde ein, bestätigte in Kitzbühel mit dem Halbfinale sein Talent. Straka freut sich auf den Lackl aus dem Mürztal: "Er hat gezeigt, über welch großes Potenzial er verfügt. Mit seiner Unbekümmertheit ist ihm auch in Wien einiges zuzutrauen."

Auch für Ofner liefen die vergangenen Wochen nicht nach Plan. "Ich habe nach der US-Open-Qualifikation zu viel gespielt und zu wenig trainiert. Nach ein paar Tagen Urlaub geht es jetzt aber deutlich besser." Das starke Feld in Wien drückt auch die Erwartungen des Steirers: "Wenn ich eine Runde überstehe, wäre das schon ein Erfolg." Vielleicht braucht Ofner auch das Rampenlicht, und Wien wird für ihn ein gutes Pflaster. (Andreas Hagenauer, 19.10.2017)