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Zwar ist gleichgeschlechtlicher Sex in Tadschikistan und Aserbaidschan nicht verboten, doch akzeptiert werden Homosexuelle auch nicht.

Foto: REUTERS/Jason Reed

Duschanbe/Baku/Wien – Die Liste der Behörden in Tadschikistan umfasst 367 Namen von angeblich schwulen oder lesbischen Bürgern. In der regierungstreuen Zeitung Zakonnost schreibt der Staatsanwalt von Tests, die an ihnen durchgeführt werden, um "die Verbreitung sexuell übertragbarer Krankheiten zu vermeiden". Die Namen auf der Liste habe man durch Recherche in der LGBT-Gemeinschaft herausgefunden. Zudem soll durch die Aktion die Sicherheit der Homosexuellen im Land erhöht werden, indem man nun ihre Identität kenne und sie besser schützen könne, so die offizielle Sprechweise.

Doch Experten und Aktivisten sehen in dem Vorgehen der tadschikischen Behörden bewusste Razzien gegen Homosexuelle. Zwar ist gleichgeschlechtlicher Sex in dem Land seit 1998 erlaubt, doch steht die konservative und mehrheitlich muslimische Bevölkerung dem Thema ablehnend gegenüber. Erst im Jahr 2014 hatte der oberste muslimische Geistliche des Landes in der Moschee der Hauptstadt Duschanbe die Homosexualität als "unheilvoll" verdammt.

Inhaftierungen in Aserbaidschan

Ähnlich ist die Lage in Aserbaidschan, wo ebenfalls seit 2000 der einvernehmliche Geschlechtsverkehr zwischen zwei Männern oder Frauen legal ist. Ende September war bekanntgeworden, dass mindestens 83 mutmaßliche Homosexuelle in einer Razzia in der Hauptstadt Baku zusammengetrieben und verhaftet worden waren. Auf internationalen Druck hin wurden die Personen schließlich Anfang Oktober wieder freigelassen. Laut einer offiziellen Stellungnahme des Innenministeriums und des Staatsanwalts in Baku wollte man die Menschen nur auf "Haut- und Geschlechtskrankheiten untersuchen".

Inhaftierte berichten jedoch laut Menschenrechtsorganisationen von Folter durch Polizeibeamte, und dass ihnen teilweise die Köpfe rasiert worden seien, um sie zu degradieren. Amnesty International nennt die Razzien "willkürlich und rechtswidrig" und spricht in einem offiziellen Statement von einem "absichtlich erniedrigenden Einschüchterungsversuch" .

Opfer wendet sich an Medien

Das harte Vorgehen der Behörden in ehemaligen Sowjetrepubliken gegen Homosexuelle wurde im April publik. Die Zeitung Nowaja Gaseta berichtete von den Entführungen und der Folter von schwulen Männern in Tschetschenien. Am Montag trat eines der mutmaßlichen Opfer in die Öffentlichkeit: Der 30-jährige Maksim Lapunov berichtete bei einer Pressekonferenz in Moskau von Schlägen durch Polizisten, die erzwingen wollten, dass er weitere Homosexuelle zwangsoutet.

Lapunov hat Anzeige gegen die tschetschenischen Behörden erstattet. Der Grund dafür sei, dass er Gerechtigkeit wolle. "Dass er sich an die Behörden wendet und vor ihnen erscheint, benötigt enorme Courage", sagte Tanya Lkshina, Leiterin von Human Rights Watch in Russland. Immer noch werden 15 Homosexuelle in Tschetschenien vermisst. (bbl, 20.10.2017)