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Positioniert sich als Kandidatin "gegen alle": Xenia Sobtschak.

Foto: AP / A. Zemlianichenko

Die Moskauer Journalistin Xenia Sobtschak will bei der Präsidentenwahl 2018 in Russland als Oppositionskandidatin antreten. Sie wolle ihr Recht zu kandidieren nutzen, "schon weil ich gegen alle anderen bin, die dieses Recht gewöhnlich beanspruchen", sagte die 35-Jährige bei der Verkündung ihrer Entscheidung. Die ewigen Kandidaten Wladimir Schirinowski, Gennadi Sjuganow und Girgori Jawlinski verlören seit Jahrzehnten "freudig" gegen die jeweiligen Amtsinhaber, und auch Putin sei schon seit 18 Jahren an der Macht. Sie wolle nicht, dass ihr einjähriger Sohn irgendwann zwischen diesen Kandidaten wählen müsse, fügte sie hinzu.

Sobtschak präsentierte sich als Kandidatin "gegen alle", versprach aber, ihre Bewerbung zurückzuziehen, sollte Oppositionspolitiker Alexej Nawalny doch noch zugelassen werden. Einmal mehr wird nun in Russland über die Ernsthaftigkeit ihrer Absichten gestritten: Anfang der 2000er wurde Sobtschak als It-Girl und Moderatorin der russischen "Big Brother"-Adaption "Dom-2" russlandweit bekannt. 2012 wechselte die Tochter des ehemaligen Petersburger Bürgermeisters Anatoli Sobtschak – politischer Ziehvater Wladimir Putins – überraschend in die russische liberale Opposition. Obwohl sie inzwischen seit Jahren politische Sendungen moderiert, sind viele Oppositionelle ihr gegenüber nach wie vor skeptisch, was auch an ihrem weiterhin intakten Verhältnis zu Putin liegt.

Pikanterweise verkündete Sobtschak ihren Entschluss nach einem Treffen mit dem Kremlchef. Sie selbst betonte, die Entscheidung sei bereits zuvor gefallen. Kritiker vermuten, dass die höchst umstrittene Politikaktivistin eine Art Spoilerkandidatin ist, die den Anschein einer echten Wahl geben soll, ohne ernsthafte Gefahr für den Kremlkandidaten zu bedeuten.

Putins Segen

Ähnliche Vorwürfe gab es 2012, als aus dem liberalen Lager ausgerechnet der Oligarch Michail Prochorow die Zulassung als Putins Herausforderer erhielt. Der Milliardär war zuvor weniger durch politische Ambitionen als durch einen Callgirl-Skandal in Courchevel aufgefallen und war bei den Russen höchst unbeliebt. Am Ende wurde er Dritter. (André Ballin aus Moskau, 19.10.2017)