Unheilvolle Geschichten, wohin man schaut: Klassiker aus der Stummfilmzeit begleiten die Reise von Kozek Hörlonski und Alexander Martinz durch Kärnten.

Foto: Kunstraum Lakeside / Helga Rader

Klagenfurt – Nachtschwarz und blutrot verhängt, präsentiert sich derzeit der Kunstraum im Klagenfurter Lakeside Park als Horrorkabinett. Doch wie bei jeder Ausstellung sind auch hier die Werke nur die eine Seite: komplettiert wird das Erlebnis immer erst durch die mitgebrachten Fantasien des Publikums.

Genussvoll baden das Künstlerduo Kozek Hörlonski (Peter Kozek / Thomas Hörl) und der Musiker Alexander Martinz zum Auftakt der Installationsreihe "Dämonische Leinwände – Uninvited" in den Gruseleffekten der Stummfilmzeit. Währenddessen mag die Besucher ein Schauder nach dem anderen ob der Geschichte ihres Landes befallen.

Wer ist dieser juvenil wirkende Mann, der für hunderttausend Golddukaten sein Spiegelbild verkauft, um weiter in Saus und Braus zu leben? Wer sind diese beiden Grabbesucher, die keinen Schritt aufeinander zugehen können, ohne ihn gleich wieder zurückzunehmen? Was ist das für ein Alb, der einem die Brust beengt, leben wir, sind wir tot, im Verlies einer Burg, von deren Mauern das Hakenkreuz nie mehr löschbar sein soll? Können wir uns diese Leichen im See, diese Geisterschiffe mit flackerndem Kandelaber, diese Folterszenen, diesen Schlaf noch jemals aus den Augen wischen?

Es ist alles nur Film. Oder, genauer gesagt, es sind alles nur sechs kurze Filmszenen in Endlosschleife in Anlehnung an Klassiker der Stummfilmzeit. Vom Klagenfurter Kreuzbergl bis zum Veldener Forstsee analog in Schwarz-Weiß gedreht, mit den drei Künstlern als Darsteller und Martin Music an der Kamera. Zum perfekt nachempfundenen Sound von Alexander Martinz. Es kann doch nicht wirklich der uneingeladene Bi-Ba-Butzemann sein, vor dem wir uns fürchten. Alles Fiktion, will man glauben. Das einzige Problem, wenn man wieder ans gleißende Tageslicht tritt, ist dieser Kandelaber, wachsüberträuft, vor dem Kunstraum im Lakeside Park. Der steht wirklich dort. (Michael Cerha, 19.10.2017)