Seit einiger Zeit schon geistert sein Name herum, und zu Beginn des Jahres haben ihn die USA auf ihre Terroristenliste gesetzt: Nun taucht Hamza bin Osama bin Laden als Chef einer neuen Al-Kaida in Syrien auf. Sie soll "Ansar al-Furqan fi Bilad al-Sham" heißen, eingedeutscht etwa "Die Verteidiger des Koran in Großsyrien". Ob Hamza bin Laden nur der Kopf dieser syrischen Organisation ist oder – wie in den vergangenen Monaten kolportiert – die gesamte Al-Kaida übernimmt, ist noch unklar.

Wenn es ihn wirklich gibt – theoretisch könnte er auch eine PR-Erfindung Al-Kaidas sein -, dann ist er also im Aufstieg begriffen, der Sohn Osama bin Ladens. Als sein Vater, Al-Kaida-Gründer und Urheber der Terroranschläge von 9/11, im Mai 2011 im pakistanischen Abbottabad von einem US-Sonderkommando getötet wurde, soll der damals etwa 22-Jährige anwesend gewesen sein. Als Einzigem sei ihm die Flucht gelungen, lautet die Al-Kaida-Erzählung.

Das wurde jedoch von den USA nie bestätigt. Aus Briefen ist ersichtlich, dass sein Vater ihn nach Katar schicken wollte. Hamzas derzeitiger Aufenthaltsort ist unbekannt, für am wahrscheinlichsten wird das afghanisch-pakistanische Grenzgebiet gehalten. Man hört aber auch manchmal, dass er in Syrien von US-Spezialtruppen "gejagt" wird.

Die schlechte Nachricht ist jedenfalls, dass Al-Kaida bei der Zukunft Syriens mitmischen will – und kann, auch als Folge des Abstiegs des "Islamischen Staats". Und ein bin Laden an der Spitze erhöht die Attraktivität.

Hamza ist 1989 geboren, in dem Jahr, als die Sowjets in Afghanistan aufgaben: ein Sieg, den die Mujahedin für sich beanspruchten, was sie zum Kampf gegen den nächsten Gegner, den Westen, ermutigte. Als die USA nach 9/11 die Taliban in Afghanistan stürzten, flüchtete die Familie bin Ladens in den Iran, wo sie interniert wurde. 2003 schlugen die USA iranische Avancen aus, die wohl zu einer Auslieferung geführt hätten.

Hamza ist nur einer von etlichen Söhnen Osamas, er hatte allerdings auch eine Mutter, die – anders als Osamas erste Frau – an den jihadistischen Auftrag glaubte. Nach ihr, Khairiya, soll Hamza eines seiner Kinder benannt haben, einen Sohn Osama hat er auch. Fotos gibt es nur aus seiner Kindheit, aber seit 2015 gibt es in loser Folge Audiobotschaften. Im Juli 2016 war sie mit "Wir sind alle Osama" betitelt, eine zynische Paraphrase auf den gängigen Solidarisierungsslogan nach Terroranschlägen. (Gudrun Harrer, 19.10.2017)