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Gegen Hollywoodmogul Harvey Weinstein wird von der US-Polizei wegen Vergewaltigung ermittelt, auch die Polizei in London erwägt offenbar ein Ermittlungsverfahren gegen den Filmproduzenten.

Foto: Chris Pizzello/Invision/AP

Los Angeles – Die Polizei in Los Angeles ermittelt wegen Vergewaltigungsvorwürfen gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein. Ein mögliches Missbrauchsopfer sei von der Polizei befragt worden, sagte Polizeisprecher Sal Ramirez am Donnerstag. Der Vorfall aus dem Jahr 2013 werde nun untersucht. Nähere Angaben machte Ramirez nicht.

Der "Los Angeles Times" zufolge handelt es sich um eine 38-jährige Schauspielerin aus Italien. Sie soll angegeben haben, 2013 in einem Hotel in Beverly Hills sexuell missbraucht worden zu sein.

Weinsteins Sprecherin Sallie Hofmeister reagierte am Donnerstag auf die Vorwürfe. "Herr Weinstein kann sich natürlich nicht zu anonymen Anschuldigungen äußern, aber er weist Vorwürfe von nichteinvernehmlichem Sex eindeutig zurück", hieß es in der Mitteilung.

Mehr als 40 Frauen haben sich in den letzten Tagen mit Vorwürfen von sexueller Belästigung bis hin zu Vergewaltigung gegen den Hollywoodmogul zu Wort gemeldet. Auch die Polizei in New York und London kündigte bereits an, Ermittlungen aufnehmen zu wollen. Die New Yorker Polizei wolle dabei eine bereits abgeschlossene Ermittlung aus dem Jahr 2004 neu aufrollen, hieß es.

Auch Londoner Polizei erwägt Ermittlungsverfahren

Scotland Yard wiederum bestätigte kürzlich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, den Vorwurf eines sexuellen Übergriffs aus den 80er-Jahren zu prüfen, der von den Liverpooler Kollegen weitergeleitet worden sei.

In dem am Donnerstag bekanntgewordenen Fall schildert die Frau der "Los Angeles Times", dass sie mit Weinstein kurz bei einem italienischen Filmfest in Los Angeles gesprochen habe. Danach sei er "ohne Warnung" in der Lobby ihres Hotels erschienen. Er habe auf ihr Zimmer kommen wollen, was sie abgelehnt habe. Daraufhin habe Weinstein an ihre Tür geklopft und erklärt, er wolle nur mit ihr sprechen. Dann sei er "sehr aggressiv" geworden, habe sie ins Badezimmer gezogen und dort vergewaltigt. "Als er ging, hat er so getan, als sei nichts passiert", schilderte die Frau.

In dem Zeitungsinterview gibt sie an, dass sie Angst gehabt habe, Weinstein bei der Polizei anzuzeigen. Sie habe aber einem Priester, einem Freund und einem Kindermädchen davon erzählt. Der "Times" zufolge ist sie in Italien als Schauspielerin und Model bekannt. Zur Zeit des Vorfalls habe sie mit ihren drei Kindern in Italien gelebt, inzwischen lebe sie aber in Kalifornien.

Schauspielerinnen brechen Schweigen

Die Diskussion um sexuellen Missbrauch lässt nach dem Fall Weinstein weltweit Frauen ihr Schweigen brechen. Vor einer Woche teilte die Schauspielerin Lilla Sárosdi (40) über Facebook mit, dass sie als junge Schauspielstudentin von einem damals wie heute berühmten Theatermann und Hochschullehrer zum Oralsex aufgefordert wurde. Der "große Regisseur" habe sie zu einer Autofahrt eingeladen, am Steuer saß ein Freund von ihm. Neben Sárosdi sitzend soll der Theatermann seinen Hosenschlitz geöffnet, sein Geschlechtsteil hervorgeholt und die junge Frau aufgefordert haben, es zu küssen. Sárosdi begann zu weinen und kam der Nötigung nicht nach. Der Freund des Regisseurs hielt schließlich den Wagen an und masturbierte vor ihr.

Die Schauspielerin ist mit dem auch in Österreich bekannten Regisseur Árpád Schilling verheiratet. Sie stand im Mai des Vorjahres auf der Bühne des Wiener Akademietheaters, in der weiblichen Hauptrolle von Schillings Stück "Eiswind". Bei ihrem ursprünglichen Outing als Nötigungsopfer hatte sie noch keinen Namen genannt. Das holte sie am Donnerstag nach: ihr Belästiger soll der Regisseur László Marton (74) gewesen sein, heute Oberspielleiter am Budapester Vígszínház (Lustspieltheater) und Professor an der Budapester Schauspiel-Universität.

Marton bestreitet Vorwürfe

Marton bestritt energisch die Anschuldigungen der Schauspielerin und kündigte eine gerichtliche Klage an. Seine Lehrtätigkeit an der Schauspiel-Uni hat er am Freitag von sich aus bis zum Abschluss des Verfahrens suspendiert. Sárosdi gilt in der Szene als glaubwürdig. Über den skandalösen Vorfall mit Marton, der sich vor 20 Jahren ereignet haben soll, hatte sie seitdem mehrfach Freundinnen und Kollegen erzählt.

Unter ihnen ist die Dramaturgin Anna Lengyel, die es vor 15 Jahren erfahren haben will und die darüber auf ihrer Facebook-Seite berichtete. "Dass an Lillas Worten kein Zweifel bestehen kann, bin ich mir sicher", schrieb sie. (APA, dpa, 20.10.2017)