Bild nicht mehr verfügbar.

US-Soldaten tragen den Sarg eines getöteten Kameraden Anfang Oktober.

Foto: AP/Pfc. Lane Hiser

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Soldaten Bryan C. Black, Jeremiah W. Johnson, La David Johnson und Dustin M. Wright wurden am 4. Oktober bei einem Einsatz in Niger getötet.

Foto: AP

Washington – Die Regierung von US-Präsident Donald Trump sieht sich wegen eines tödlichen Einsatzes des US-Militärs im Niger zunehmend unter Druck. Zwei Wochen nachdem in dem westafrikanischen Land amerikanische und nigrische Soldaten in einen Hinterhalt geraten waren, sind immer noch viele Fragen ungeklärt.

Mehrere Senatoren forderten am Donnerstag Aufklärung vom Weißen Haus. Die Regierung verteidigte ihre Informationspolitik und hielt sich zu dem Einsatz bedeckt. Der Tod der Soldaten werde untersucht, sagte Verteidigungsminister James Mattis.

Die US-Soldaten waren am 4. Oktober gemeinsam mit einer nigrischen Einheit in einer abgelegenen Gegend 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Niamey nahe der Grenze zu Mali unterwegs, als sie in einen Hinterhalt gerieten. Rund 50 Angreifer näherten sich ihnen in Autos und auf Motorrädern und eröffneten das Feuer. Die Fahrzeuge des Konvois waren nicht gepanzert, vier amerikanische und fünf nigrische Soldaten starben. Die USA machen einen Ableger des IS für die Tat verantwortlich.

Streit um Kondolenzanruf Trumps

Trump steht wegen seines Umgangs mit dem Vorfall unter Beschuss. Er hatte fast zwei Wochen lang gebraucht, bis er sich dazu äußerte. Als er bei einer Pressekonferenz am Montag danach gefragt wurde, warf er seinen Amtsvorgängern vor, sie hätten nie oder nur selten bei Hinterbliebenen von Gefallenen angerufen. Er habe das dagegen in allen Fällen getan. Beides stimmte nicht.

Nachdem der Präsident die Familien der Getöteten am Dienstag angerufen hatte, sorgten angebliche Details der Gespräche für Wirbel. Eine Angehörige warf dem Präsidenten vor, er habe sich dabei respektlos verhalten.

Die demokratische Kongressabgeordnete Frederica S. Wilson erklärte, der Vorfall habe das Potenzial, zu "Trumps Benghazi" zu werden. Der Name der libyschen Hafenstadt ist in den USA untrennbar mit dem Attentat auf das dortige US-Konsulat im September 2012 verbunden, bei dem vier Menschen getötet wurden. Viele Republikaner lasteten den Angriff der damaligen Außenministerin Hillary Clinton an und kritisierten ihr Krisenmanagement scharf. Auch Trump befeuerte damit immer wieder den Wahlkampf gegen seine demokratische Konkurrentin.

Ein Soldat erst nach zwei Tagen gefunden

Unklar ist weiterhin, warum die Soldaten von den Angreifern überrascht werden konnten. Verteidigungsminister Mattis sagte am Donnerstag, ein Angriff habe als unwahrscheinlich gegolten. Gerätselt wird auch darüber, warum einer der getöteten US-Soldaten erst nach zwei Tagen gefunden wurde. Mattis wehrte sich gegen die Darstellung, der 25-Jährige sei im Stich gelassen worden. Das US-Militär lasse seine Soldaten nicht zurück.

Pentagon-Sprecherin Dana White erklärte später, der Soldat sei von den anderen getrennt worden. Generalstabschef Kenneth F. McKenzie sagte, amerikanische, nigrische und französische Kräfte hätten nach ihm gesucht. "Wir haben ihn nicht zurückgelassen, wir haben nach ihm gesucht, bis wir ihn gefunden haben. Und wir haben ihn nach Hause gebracht."

Abgeordnete kritisieren Verschwiegenheit der Regierung

Im Kongress mehrt sich die Kritik an der Informationspolitik der Regierung. Der Demokrat Richard Blumenthal sagte, die Verschwiegenheit der Regierung sei besorgniserregend. Der republikanische Senator Bob Corker erklärte, was man bisher an Informationen bekommen habe, reiche nicht aus. Sein Parteikollege John McCain drohte gar damit, die Regierung notfalls dazu zu zwingen, die Details offenzulegen. Der Verteidigungsausschuss des Senats werde möglicherweise eine eigene Untersuchung einleiten, kündigte er an. McCain ist dessen Vorsitzender.

Verteidigungsminister Mattis wies solche Vorwürfe zurück und verwies auf die laufende Untersuchung: "Wir haben noch nicht alle genauen Informationen dazu. Wir werden sie rasch veröffentlichen, sobald wir sie haben."

Großer Medienwirbel: "Schattenkrieg" im Niger

Der Vorfall erregt auch deshalb große Aufmerksamkeit, weil über die Einsätze des US-Militärs in Afrika relativ wenig an die Öffentlichkeit dringt.

Auch Prominente schalten sich in der Debatte ein. US-Schauspielerin Mia Farrow fragte auf Twitter: "Warum sind wir im Niger?" Manche Medien sprechen von einem Schattenkrieg. (APA, red, 20.10.2017)