Mykoplasmen besitzen nur ein winziges Genom, dennoch sind sie in der Lage, dem Immunsystem ihres Wirts zu entkommen.

Foto: Inst. f. Mikrobiologie/Vetmeduni Vienna

Wien – Mykoplasmen sind äußerst kleine Bakterien, die keine Zellwand besitzen und bei Menschen und Nutztieren chronische Krankheiten auslösen können. Dabei haben sie ein im Vergleich zu anderen Bakterien sehr kleines Genom. Wie sie dennoch dem Immunsystem entkommen können, zeigen Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien im Fachjournal "Plos Pathogens". Die Erreger ändern ihre Oberfläche, um sich zu tarnen – selbst bei künstlich verändertem Erbgut.

Erfolgreiche Erreger

Trotz eines auf ein Minimum reduzierten Genoms und fehlender schützender Zellwand sind Mykoplasmen häufige und erfolgreiche Erreger. Die von ihnen verursachten Krankheiten sind häufig schwer therapierbar, Impfstoffe fehlen oder wirken nur unzureichend.

Wissenschafter des Instituts für Mikrobiologie der Veterinärmedizinischen Uni erforschen seit Jahren eine der wichtigsten pathogenen Mykoplasmenarten bei Schaf und Ziege (Mycoplasma agalactiae). Ihnen ist nun gelungen, einen bestimmten Genbereich im Erbgut des Erregers gezielt abzuschalten. Sie deaktivierten damit ein Enzym, das die Bakterien benötigen, um rasch ihre Oberflächenstruktur zu verändern und mit dieser Tarnkappe das Immunsystem auszutricksen.

Alternativer Mechanismus

Die Forscher um Rohini Chopra Dewasthaly haben die derart veränderten Erreger nun erstmals in Schafen, also im lebenden natürlichen Wirtsorganismus, getestet. Während die veränderten Bakterien im Labor ihre Tarnkappe nicht mehr aktivieren konnten, erwiesen sie sich im lebenden Tier als Überlebenskünstler und konnten die künstliche Geninaktivierung kompensieren. Mit Hilfe eines bisher völlig unbekannten, alternativen Mechanismus konnten sie auch ohne das Enzym ihre Oberfläche verändern. (APA, red, 21.10.2017)