Marcus Philipp ist der offiziell beste Bartender Österreichs. Privat lebt er in einer Wohnung in Wien-Hietzing, wo er die Ruhe und seine Nachbarn schätzt. Nur dunkle Möbel kommen ihm nicht ins Haus.

"Als wir diese Genossenschaftswohnung vor sechs Jahren zum ersten Mal besichtigten, hat sie noch ganz anders ausgeschaut. Sie wurde vorher jahrzehntelang von einem älteren Ehepaar bewohnt und schaute auch noch genauso aus wie in den 1970er-Jahren, also mit Blümchentapete und Einbaumöbeln. Aber der Ausblick vom Wienerwald zu Küniglberg, Wienerberg und bis hinaus nach Schwechat hat uns überzeugt.

Wo früher Einbaumöbel und Blümchentapeten im Stil der 1970er-Jahre zu finden waren, befindet sich heute der Wohn-Ess-Bereich von Bartender Marcus Philipp und seiner Frau Judith in Wien-Hietzing.
Foto: Lisi Specht

Der Umbau war dann mühsam: Zwischen Küche und Esszimmer befand sich damals noch eine Wand, wir wollten aber einen offenen Wohn-Ess-Bereich. Dann gab es hier ein richtig schönes Fischgrätparkett. Nur war darauf leider der Teppichboden aufgeklebt und der Kleber dabei wie Butter verwendet worden. Den Einbauschrank im Wohnzimmer mussten wir komplett zerstören, um ihn überhaupt aus der Wohnung zu bekommen. Die Bausubstanz in diesem Haus ist zudem nicht die beste. Wenn man auf die Wände haut, staubt's bei den Nachbarn. Den Fußboden habe ich gelegt, aber das mache ich nie wieder.

Das Ausmalen haben wir selbst gemacht, zumindest zuerst. Doch sobald wir die Farbe aufgetragen hatten, war sie auch schon wieder in der Wand verschwunden. Wie sich herausstellte, hatte die Wand nämlich keine Grundierung. Schlafzimmer, Vorzimmer und Kinderzimmer haben wir dann farbig ausgemalt. Im Wohnzimmer sind die Wände aber immer noch weiß. Mal schauen, ob wir die irgendwann auch noch machen.

Fotos: Lisi Specht

Bei Möbeln würde ich sagen: Mein Stil ist, dass ich keinen Stil habe. Ich wollte es gern dunkel haben. Aber da unser Boden und die Fenster auch dunkel sind, machen dunkle Möbel den Raum viel kleiner. Es hat einfach nicht gepasst. Dann haben wir langsam mit einzelnen Möbeln in Weiß begonnen. Dieser Mix gefiel mir dann wiederum auch nicht. Jetzt haben wir also nur noch helle Möbel. Aber ich glaube, wir werden nie ein komplett fertiges Heim haben. Ich finde, das ist auch okay. Wichtig ist, dass du heimkommst und dich in deiner Wohnung wohlfühlst.

Wir sind hier ein bisschen außerhalb der Stadt, aber man ist trotzdem schnell im Zentrum. Ich finde das gut, denn meine Philosophie ist: Die Arbeit ist in der Stadt, das Private hier heraußen. Außerdem gibt es in Hietzing alles, was wir im Alltag brauchen. Und unten, neben dem Haus, gibt es ein Schwimmbad, einen Saunabereich und sogar eine kleine Fitnesslandschaft für die Bewohner, die aber niemand nutzt. Ich nenne das immer unser kleines Hietzinger Gänsehäufel.

Fotos: Lisi Specht

In unseren Regalen stehen natürlich auch Spirituosen. Das ist ein bisschen berufsbedingt, viele davon habe ich geschenkt bekommen. Die Nachbarn freut das besonders. Hier im Haus gibt es circa 200 Parteien, ein Kern von etwa 40 Leuten ist schon seit Jahrzehnten miteinander befreundet. Wir wurden sehr gut aufgenommen. Vor einigen Wochen erst gab es im Haus ein Oktoberfest. Dafür wurde unten ein Zelt aufgestellt, und alle kamen in Tracht. Im Dezember organisieren meine Frau Judith und ich dann traditionellerweise ein Punschfest für die Nachbarn.

Wir fühlen uns hier wirklich sehr wohl, auch wenn wir davon träumen, irgendwann in einem Haus zu wohnen, damit unsere Tochter im Garten spielen kann. Idealerweise wäre das Haus im 13. oder 23. Bezirk und circa 100 Quadratmeter groß. Aber dann fragen wir uns wieder, ob ein Haus die vielen Vorteile dieser Wohnung wirklich aufwiegt. Ich bin daher eher dafür, dass wir nicht aktiv suchen, sondern uns irgendwann vielleicht finden lassen." (23.10.2017)