Jedes Mal, wenn US-Außenminister Rex Tillerson in den Nahen Osten kommt, ist die Lage dort noch komplexer geworden. Zwar geht der Kampf gegen den "Islamischen Staat" in seiner territorialen Form dem Ende zu, aber gerade das begünstigt neue Konflikte. Dazu gehört jener zwischen Bagdad und Erbil – aber auch eine befürchtete Eskalation zwischen Israel und dem durch den Krieg in Syrien erstarkten Iran-Vertreter Hisbollah.

Die USA bekennen sich zur Integrität des Irak, was bedeutet, dass sie den kurdischen Unabhängigkeitsambitionen ablehnend gegenüberstehen. Aber nun geht es darum, Bagdad in seinen Aktionen gegen Kurdistan wieder einzudämmen. Tillerson nimmt in Riad am ersten Treffen des irakisch-saudischen Kooperationsforums teil, und über einem neuen "arabischen" Konsens gegen die Kurden scheinen sich Bagdad und Riad im Moment zu finden: Was aber nur anhalten wird, wenn der iranische Einfluss im Irak nicht mehr, sondern weniger wird.

Eine andere Baustelle ist Tillerson schon wohlbekannt: Von Riad reist er nach Doha, im von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (UAE) isolierten Katar. Die US-Diplomatie wünscht sich einen geeinten Partner auf der arabischen Seite des Persischen Golfs. Aber den bekommt man eben nicht einfach dadurch, dass man diesen in "Arabischen Golf" umtauft, wie es US-Präsident Donald Trump jüngst getan hat. (Gudrun Harrer, 20.10.2017)