Franz Welser-Möst dirigiert "Das schlaue Füchslein".

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Wien – Unweit jenes Opernhauses, dessen Musikdirektor er war und das er – nach Unstimmigkeiten mit dem Direktor – verließ, steht Dirigent Franz Welser-Möst dieser Tage irgendwie doch wieder auf einer Wiener Opernbühne. Im Goldenen Saal des Musikvereins gestaltet er Leos Janáceks Schlaues Füchslein – dies allerdings in einer besonderen, filmisch inspirierten Version. Hinter dem formidablen Cleveland Orchestra erwacht die Natur auf einer Leinwand in Form von schillernden Animationen.

Die bunten Ideen stammen von Bill Barminski und Christopher Louie, wobei: In die Leinwand sind Gucklöcher geschnitten, die den Sängern die Möglichkeit bieten, quasi Teil der Filmszenen zu sein.

Dies generiert delikate Effekte, die mit der Regie von Yuval Sharon gut harmonieren – und auch angenehm mit der Qualität der Interpretation verschmelzen: Glänzend Martina Jankova und Jennifer Johnson Cano als Füchse, tadellos Alan Held als Förster und Raymond Aceto als Harasta. Und von gewohnter Klarheit und Ausgewogenheit das Orchester unter Welser-Möst, der trotz einer gewissen Beengung (der Singverein sang intensiv im Zuschauerraum) doch auch Kammermusikmomente erschaffen konnte.

Welser-Möst ist schon länger quasi weg aus Wien, Kollege Cornelius Meister – wir wechseln die Lokation – wird es ihm gleichtun: Er geht tatsächlich in seine achte und letzte Saison als Chefdirigent des RSO Wien, der famose Meister, der im Konzerthaus einen Bogen von der Romantik bis zum Zeitgenössischen spannte. Spes unica, Thomas Daniel Schlees Opus 72, behandelt die titelgebende "einzige Hoffnung" auf Erlösung auf dreifaltige Weise. Es ist dies ein vielgesichtiges, oft aristokratisch-abgezirkeltes Werk, das sich von einer Turandot-Kälte zur Fin-de-Siècle-Wärme erhellte.

Dann Dmitri Schostakowitsch: Mit seiner 12. Symphonie betrieb er für den Sowjetbürger eine Art Musikgeschichtsschreibung der simplen und doch fesselnden Art. In Das Jahr 1917 schildert er Ereignisse rund um Lenin und den Beginn der Russischen Revolution. Beim RSO Wien hatte das sechsfach besetzte Schlagwerk denn auch alle Hände voll zu tun. Und auch der Rest des Orchesters half mit, dass die Unterrichtsdreiviertelstunde keine langweilige wurde.

Emotionaler Wagemut

Eine Sternstunde war zuvor die Interpretation von Tschaikowskys erstem Klavierkonzert durch Khatia Buniatishvili. Die gebürtige Georgierin ist zusammen mit Daniil Trifonov zu den aufregendsten Musiker ihrer Generation zu zählen. Wieder einmal präsentierte sich die 30-Jährige als eine der emotional wagemutigsten, fantasievollsten, präzisesten und virtuosesten Künstlerinnen: mal Raubtier, mal gute Fee, eine Weltenzauberin, souverän wie keine andere. (tos, sten, 20.10.2017)