Berlin – Bis heute kennt die Wissenschaft rund 5.200 von der International Mineralogical Association (IMA) als eigenständig anerkannte Minerale – nun ist ein neues dazu gekommen: Ein Team um Oliver Tschauner von der University of Nevada, Las Vegas, hat winzige Stöfflerit-Körnchen in einem Mars-Meteoriten entdeckt, der im Jahr 2001 in Marokko gefunden wurde. Benannt ist das Mineral nach dem Impakt- und Meteoritenforscher und Direktor a.D. des Museums für Naturkunde Berlin, Dieter Stöffler.

Der Mars-Meteorit ist vulkanischen Ursprungs, besteht überwiegend aus den Mineralen Feldspat und Pyroxen und zeigt eine starke Druck- und Temperaturbeanspruchung. Bei einer Druckhöhe von bis zu 500.000 Atmosphären und einer Temperatur von etwa 1.500 Grad Celsius wurde der Feldspat teilweise in Glas umgewandelt. Das Phänomen der Umwandlung von Feldspäten in eine amorphe Form, die man diaplektisches Glas (in Meteoriten auch Maskelynit) nennt, wurde in vielen Gesteinen irdischer Impaktkrater, aber auch in Mondgesteinen und in Meteoriten, die von Asteroiden oder von Mond und Mars stammen, gefunden.

Hochdruckform von Plagioklas

Die Umwandlung geht mit der Entstehung von Hochdruck-Mineralen einher. Bisher sind die Minerale Lingunit, eine Hochdruckform des Natriumfeldspats Albit (NaAlSi3O8) und Liebermannit, eine Hochdruckform des Kalifeldspats Orthoklas (KAlSi3O8), bekannt. Mit der Entdeckung des Stöfflerits wurde nunmehr eine Hochdruckform des Natrium-Calcium-Feldspates Plagioklas (NaAlSi3O8-CaAl2Si2O8-Mischkristall) entdeckt.

Die entstandenen Stöfflerit-Kristalle sind extrem klein – ihre Größe liegt im Bereich von Mikrometern –, weil sie durch eine dynamische Druckbeanspruchung, der Stoßwellenmetamorphose, in einer sehr kurzen Zeit entstanden, was typisch ist für Impaktkrater. Die Forscher halten es für sehr wahrscheinlich, dass die Minerale Lingunit, Liebermannit und Stöfflerit auch in irdischen Kratern gefunden werden können. (red, 20.10.2017)