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Wer ihre Investoren wirklich sind, wissen die Jungunternehmer von Byte Heroes nicht so genau. Kryptowährungen bieten Anonymität. Fest steht jedoch, dass es beim ersten "Initial Coin Offering" Österreichs rund 2300 Einzelinvestments gab.

Foto: Getty Images / BackyardProduction

Wien – Es ist vergleichbar mit einem Börsengang, was dem Wiener Start-up Byte Heroes kürzlich gelang. Mit den eigens kreierten "Herocoins" ist offiziell die erste österreichische Kryptowährung am Markt. Ein richtiger Börsengang war es aber eben doch nicht. Die Jungunternehmer haben das erste heimische "Initial Coin Offering" (ICO) hinter sich gebracht. Investoren erhalten bei einem ICO keine Unternehmensanteile, sondern Anteile an einer neu geschaffenen Kryptowährung. Diese Beteiligung wird Coin oder Token genannt – ein kryptisches Tauschgeschäft sozusagen. Passenderweise leitet sich ICO vom "Initial Public Offering" – also einem Börsengang im herkömmlichen Sinn – ab.

Wetten mit eigener Währung

Warum man hier investiert? Byte Heroes hat eine Wettplattform namens Herosphere.gg entwickelt, auf welcher man nur mit diesen speziellen Coins setzen und spielen kann. Die Plattform basiert – ebenso wie die arrivierten Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum – auf der Blockchain-Technologie. Herosphere agiert allerdings nicht als Wettanbieter, sondern als Totalisator. Spieler wetten nicht gegen einen Buchmacher, sondern gegeneinander. Mit der digitalen Währung wolle man Mittelsmänner ausschalten, die bisher bei Spielewetten mitverdienten. Gesetzt wird übrigens auf E-Games. Vom technischen Standpunkt gesehen könnte aber auch jeder große Wettanbieter das System adaptieren.

Zwei Millionen US-Dollar

Im Zuge des ICOs sind bei dem Unternehmen etwas mehr als 6000 Ether eingegangen, das entspricht aktuell zwei Millionen US-Dollar. (ICOs werden größtenteils in Ethereum abgehandelt, Anm.) "Ein Drittel werden wir in Euro umtauschen, um weiterarbeiten zu können. Wir möchten aber so viel wie möglich halten, da wir uns noch weiteres Wachstum vom Ethereum-Kurs erwarten und der Community zeigen wollen, dass wir an das Konzept glauben", sagt Byte-Heroes-Mitgründer und CEO Paul Polterauer.

So funktioniert ein ICO

Bei einem ICO wird eine festgelegte Anzahl an Coins aufgelegt, die im Nachhinein nicht verändert werden kann. Dementsprechend befindet sich unabhängig der Useranzahl immer dieselbe Anzahl an Token im Umlauf. Findet die Wettbörse Anklang, steigt das Interesse an Herocoins. Da die Anzahl dieser aber begrenzt ist, wirkt sich das auf den Preis aus. Eine klassische Angebot-Nachfrage-Situation. Vorausgesetzt die Entwicklung findet so statt, vervielfachen Herocoins ihren Wert praktisch von selbst. Polterauer glaubt daran: "Aktuell verzeichnen wir 250.000 User auf unserer Plattform, das Minimalziel für kommendes Jahr sind aber zwei bis drei Millionen. Ich bin zuversichtlich, da die Krypto-Community äußerst schnell wächst."

Coins können als Anlage gesehen werden, in der Hoffnung, dass der Kurs steigt. Darüber hinaus gibt es eigene Börsen, an denen sie ge- und verkauft werden können. Wie eingangs erwähnt, vergleichbar mit der Börse. Oder man nutzt sie dafür, wofür sie erschaffen wurden, in dem Fall für Wetten.

Kritik

"Ein ICO ist weder eine Eigen- noch eine Fremdkapitalfinanzierung. Als Unternehmer gibt man keine Anteile am Unternehmen ab, und man bezahlt in der Regel auch kein Geld zurück", sagt Oliver Völkel von der Wiener Kanzlei Stadler Völkel Rechtsanwälte, die Byte Heroes rechtlich unterstützen. Der Anleger gebe zwar Geld ab, er erwarte aber kein Mitspracherecht und keine Rückzahlung. Eine Wertsteigerung erhoffe er sich vom Produkt selbst, meint Völkel.

Kritiker monieren, mit ICOs wolle man die Regulierungen und Offenlegungspflichten des Kapitalmarktes umgehen. Das sieht Völkel anders: "Die Materie ist ein Querschnitt aus Kapitalmarktrecht, E-Commerce-Recht und Steuerrecht, bei der es auf die Ausgestaltung ankommt. Findet das Kapitalmarktrecht keine Anwendung, greift die europäische Verbraucherrechte-Richtlinie. Offenlegungspflichten gibt es in jedem Fall."

FMA prüft Rechtmäßigkeit

Die Dokumente liegen bei der Finanzmarktaufsicht auf. "Wir sind gerade dabei, die Rechtmäßigkeit des ICOs zu überprüfen", heißt es bei der Behörde.

Zahlen belegen den Hype um Kryptofinanzierungen. Dem deutschen Statistikportal Statista zufolge investierten Anleger heuer bereits 2,38 Milliarden US-Dollar in neue Coins (Stand 13. Oktober). Im Vorjahr waren es 256 Millionen. Wenig verwunderlich, dass mit Cointed und Hydrominer kürzlich zwei weitere heimische Start-ups einen ICO starteten.

Foto: Getty Images / Backyard Production

Wer ihre Investoren wirklich sind, wissen die Jungunternehmer von Byte Heroes nicht so genau. Kryptowährungen bieten Anonymität. Fest steht jedoch, dass es beim ersten "Initial Coin Offering" Österreichs rund 2300 Einzelinvestments gab. (Andreas Danzer, 21.10.2017)