London – Der mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontierte US-Filmproduzent Harvey Weinstein lässt nach Informationen der "Financial Times" über seine Anwälte die Herausgabe womöglich brisanter Unterlagen über seine Person verhindern. Wie die britische Zeitung am Freitag berichtete, liegt ihr ein Schriftwechsel zwischen Weinsteins Anwälten und zwei führenden Mitarbeitern der Weinstein Company vor.

Demnach versuchten Lance Maerov und Tarak Ben Ammar vergeblich, Einsicht in die Unterlagen zu bekommen. Maerov und Ammar gehen dem Bericht zufolge davon aus, dass diese Dokumente "explosives" Material und weitere Anschuldigungen gegen Weinstein enthalten. In einer von der Zeitung zitierten Erklärung der Anwaltskanzlei der beiden Mitarbeiter hieß es: Dass Weinstein eine ganze "Armada von Anwälten" engagiere, um die Unterlagen unter Verschluss zu halten, spreche Bände.

Weitere Schauspielerin erhebt Vorwürfe

Der Anwalt einer anonym bleiben wollenden italienischen Schauspielerin hat in einer Pressekonferenz weitere Vorwürfe gegen Weinstein erhoben. Seine Mandantin sei von dem Produzenten "zu Tode geängstigt" worden, sagte David Ring am Freitag (Ortszeit) in Los Angeles.

Die Frau hatte angegeben, Weinstein vor vier Jahren auf sein Drängen hin in ihr Hotelzimmer gelassen zu haben. Im Badezimmer habe er sie dann vergewaltigt.

"Am meisten bereut sie, überhaupt die Tür geöffnet zu haben", sagte Ring. "Sie hatte keine Ahnung, was kommen sollte." Der Übergriff habe sie so verängstigt zurückgelassen, dass sie danach nicht zur Polizei gegangen sei. Deshalb erhebe sie ihre Vorwürfe erst jetzt, wolle aber anonym bleiben. Weinstein hat mehrfach erklären lassen, er weise Vorwürfe von nicht-einvernehmlichem Sex zurück.

Auch die ehemalige US-Serienschauspielerin Heather Kerr ("Facts of Life") beschuldigte Weinstein am Freitag, sie sexuell belästigt zu haben. Nachdem er sie zu einem vermeintlichen Gespräch über ihre Karriere in sein Büro gebeten habe, habe er seine Hose ausgezogen und ihre Hände an sein Geschlechtsteil gedrückt. "Er sagte mir, zuerst müsse ich mit ihm Sex haben, dann würde er mich auf Partys mitnehmen und mir die Leute zeigen, mit denen ich schlafen müsse." Kurz nach dem Vorfall im Jahr 1989 habe sie ihre Schauspielkarriere beendet.

40 Frauen berichten von Belästigung

Weinstein soll über Jahrzehnte hinweg Frauen sexuell belästigt haben. Rund 40 Frauen haben sich inzwischen mit entsprechenden Vorwürfen gemeldet, unter ihnen die Schauspielerinnen Gwyneth Paltrow und Angelina Jolie. Mindestens fünf Frauen werfen Weinstein Vergewaltigung vor. Am Freitag berichtete auch die US-Schauspielerin Heather Kerr, Weinstein habe sie angegriffen und sexuell missbraucht.

In den USA und in Großbritannien laufen Ermittlungen. Der einst mächtige Hollywood-Produzent hat inzwischen alle Posten in der von ihm mitgegründeten Produktionsgesellschaft aufgeben müssen. (APA, 21.10.2017)